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Den Bäumen geht es besser

■ Waldbericht 1996: Trotzdem über 50 Prozent geschädigt

Der Zustand der Wälder in Berlin und Brandenburg wird langsam besser. Das geht aus dem Waldzustandsbericht 1996 hervor, den der brandenburgische Landwirtschaftsminister Erwin Zimmermann und der zuständige Abteilungsleiter des Senats, Erhard Mahler, gestern vorstellten.

Während 1995 nur 32 Prozent der Bäume keine Schäden aufwiesen, waren es dieses Jahr immerhin 37 Prozent. Allerdings leidet die Hälfte des Waldes unter Nadel- und Blattverlusten. Schwer geschädigt sind noch immer 13 Prozent der Bäume.

„Der Zustand der Laubwälder ist bedrückend“, so Zimmermann. „Ein Anteil von nur 15 Prozent gesunder Eichenkronen in Berlin ist viel zu niedrig“, stellte Mahler fest. Eine Entwarnung bei der Waldschadenssituation sei demnach trotz hoffnungsvoller Zeichen zum gegenwärtigen Zeitpunkt verfrüht.

Besonders ältere Bäume, hieß es, reagierten wie ältere Menschen weniger flexibel. Und Berlin, das bekanntlich das Wasser aus dem eigenen Land trinke, grabe seit Jahren seinen Wäldern die Quellen ab.

Andererseits haben besonders die günstigen Witterungsbedingungen dazu geführt, daß sich der Zustand der Kiefern in Berlin und Brandenburg deutlich verbessert hat. So gab es keine Extremtemperaturen oder Trockenperioden in Frühjahr und Sommer; auch ermöglichte der lange kalte und trockene Winter erstmals wieder eine echte Winterruhe für die Vegetation. Darüber hinaus hätten nicht nur die relativ hohen Niederschläge der vergangenen Frühjahre zu einer stärkeren Nadeldichte und zu einem stärkeren Nadelgewicht bei der Kiefer geführt. Auch die gesunkene Immissionsbelastung durch Schwefeldioxid haben sich offensichtlich günstig ausgewirkt. „Ich hätte nie vermutet, daß allein der Einbau von Filteranlagen in den brandenburgischen Braunkohlerevieren innerhalb kürzester Zeit zu solch positiven Veränderungen führen würde“, sagte Zimmermann. Dem entgegen stehen wiederum Nadelschäden, die zunehmend der verstärkten Ozoneinwirkung zugeschrieben werden.

Schädlinge seien in diesem Jahr kein Thema, wohl aber der drastische Anstieg von Waldbränden. Während es in der ersten Hälfte des Vorjahres dreizehnmal in Berliner Forsten brannte und knapp sechs Hektar Wald geschädigt wurden, waren es im gleichen Zeitraum dieses Jahres bereits 38 Brände mit einer betroffenen Fläche von mehr als 32 Hektar. 600.000 bis eine Million Mark mußten außerdem dafür aufgewendet werden, alte Möbel, Autos oder neuerdings auch ausgediente Computer aus den Wäldern zu sammeln. Eine Summe, die dann letzten Endes der Waldschadensforschung fehle. Kathi Seefeld

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