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Postengeschacher der SPD-Amigos

■ Ex-Senator Grobecker versorgte sich über den Vulkan mit Aufsichtsrats- und Vorstands-Posten

Die Genossen trieben es schlimm im Dunstkreis des Vulkan: Wenn andere Unternehmen abgehalfterte Politiker nicht durchfüttern wollten, waren die Chefetagen des Werftenkonzerns weit offen für Leute mit SPD-Parteibuch. So ließ sich der ehemalige Arbeits- und Finanzsenator Claus Grobecker von seinem Parteifreund und Vulkan-Chef Friedrich Hennemann auf diverse gutdotierte Aufsichtsratssessel im Vulkan-Konzern hieven. Schließlich brachte Hennemann den gelernten Drucker und Schifffahrts-Fan auch noch als Direktor bei der Vulkan-Hausreederei unter, als die Senator Linie 1994 mitsamt einer großzügigen finanziellen Starthilfe aus der Vulkan-Kasse mit der Deutschen Seereederei in Rostock zur DSR Senator-Line Holding GmbH fusionierte.

Zwei Jahre zuvor stand es schlecht um Grobecker. Bürgermeister war Klaus Wedemeier, und der hatte seinem Finanzsenator Grobecker im Dezember 1991 von heute auf morgen die rote Karte gezeigt. Nun saß Grobecker als politischer Frührentner gern und meist viel zu lange in der Kneipe „Kaiser Friedrich“, übergoß den Ampel-Senat mit Hohn und Spott und witzelte über seine Leidensgenossen als „Exilsenat“. Über die Stabilität des Wedemeier-Senats prahlte Grobecker großkotzig: „Bevor ich wieder im Rathaus sitze, gehen zwei Jahre ins Land.“

Bis dahin brauchte der ehemalige Bundestagsabgeordnete und Bonner Staatssekretär eine Zwischenfinanzierung – und etwas zu tun. Die Hoffnung auf den lukrativen Direktorenosten der Landeszentralbank Bremen hatte sich zerschlagen. Bei Hapag-Lloyd konnte „Grobi“ nicht unterkommen. Mit dem Job als Vulkan-Arbeitsdirektor war es ebenfalls nichts.

Hennemann sollte helfen. Grobecker diktierte dem Konzern-Chef auch eine Wünsche, was die Vergütung anging. 6.000 Mark konnte er dazuverdienen, ohne Abstriche an seinem 75-Prozent-Senatoren-Ruhegeld (ca. 14.000 Mark) erleiden zu müssen.

In denselben Wochen, in denen Grobecker den Vulkan-Boß um ein halbes Dutzend Aufsichtsratsmandate anging, schickte er ihm einen Geburtstagsgruß: „ich wünsche Dir was und so. Außedem finde ich es gut, daß es Dich gibt. Erhalte mir Deine Freundschaft...“

Hennemann erhielt sie. Auf einen Samstag, am 25.4.92, trafen sich die beiden Männer im Parkhotel. Hennemann notierte auf einem kleinen Bestell-Block, was der Herr Grobecker gern hätte: Hanse-Schiffs- und Maschinenbau-Gesellschaft Rostock, MTW, Lloyd-Werft, Senator Linie, DMR, NSB... An einige dieser Wünsche machte er ein Häkchen, an andere nicht.

Am 1.5.1993 trat Grobecker in den Vulkan-Werft-Aufsichtsrat ein, Ende des Jahres saß er im Beirat der Senator Linie, bei Lloyd und Schichau und Hanse Rostock sowie der Konzern-“Mutter“ in den Aufsichtsräten.

Soweit war alles nach „Grobis“ Wunsch verlaufen: Nur mit den zwei Jahren und dem Rathaus wurde es nichts. So war Grobecker 1994 wieder auf der Suche nach „Utsichten“ und einem gutbezahlten Platz im Trockenen. Da tat sich eine neue Chance auf: Mit 180,6 Millionen Mark aus dem zentralen „Cash-Management“ des Vulkan, darunter auch Subventionen für die Sanierung der Ost-Werften, sanierte der Vulkan-Konzern seine Bremer Tochter-Firma, die Senator-Linie. Die Reederei hatte stets zu überhöhten Preisen Schiffe auf der Vulkan-Werft bestellt, um die hohen Produktionskosten auszugleichen. Nun mußten die Bilanzen bereinigt werden, bevor die Senator Linie mit der Deutschen Seereederei in Rostock fusioniert werden konnte. Die Millionen aus der Konzernkasse waren die Mitgift für Grobeckers neuen Posten an der Spitze von DSR Senator. K.W.

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