: Mahnwache vor Shell
■ Gedenken an Ken Saro-Wiwa. Ölmulti weiter im Geschäft mit Nigeria
London/Lagos (AFP) – Zum Jahrestag der Hinrichtung des nigerianischen Bürgerrechtlers Ken Saro-Wiwa haben Menschenrechtler am Samstag vor dem Londoner Firmensitz des Ölkonzerns Shell eine Mahnwache abgehalten. Sie warfen Shell vor, die Militärregierung in Lagos zu unterstützen und zu der Hinrichtung Saro-Wiwas und acht weiterer Bürgerrechtler des Ogoni-Volkes in Nigeria vor einem Jahr beigetragen zu haben. Saro-Wiwas Witwe und sein Sohn führten die Demonstration an, zu der Menschenrechtsorganisationen aufgerufen hatten. In Nigeria wurden unterdessen drei Mitarbeiter von amnesty international mehrere Stunden festgesetzt. Sie kamen nach Angaben der Organisation am Freitag abend wieder frei.
„Mein Mann ist seit einem Jahr tot. Die nigerianische Regierung ist billig davongekommen“, sagte Maria Saro-Wiwa vor rund 150 Demonstranten in London. „Unser Ogoni-Volk wird terrorisiert und die Welt weiß nicht, was dort passiert.“ Die Witwe des Schriftstellers rief zu weiteren Protesten auf. Sie beschuldigte den Ölkonzern Shell, weiter Geschäfte mit dem nigerianischen Militärregime zu machen, „als ob nichts passiert wäre“.
Die drei ai-Mitarbeiter wurden am Freitag morgen auf dem Weg zu einem diplomatischen Empfang in Lagos festgenommen, auf ein Polizeirevier gebracht und anschließend an einen unbekannten Ort verschleppt. Sie kamen am Abend wieder auf freien Fuß. Zuvor hatte die nigerianische Regierung amnesty beschuldigt, im Vorfeld des Jahrestags der Hinrichtung Unruhe zu stiften. Im Heimatgebiet Saro-Wiwas verschärften die nigerianischen Behörden die Sicherheitsvorkehrungen und verhängten de facto eine Ausgangssperre.
Menschenrechtler werfen Shell- Vertragsfirmen vor, die nigerianische Armee in das Ogoni-Land zu rufen. Die Soldaten verfolgten Mitarbeiter der früher von Ken Saro-Wiwa geführten Bürgerrechtsorganisation Mosop. Nach ai-Angaben sind 19 Mitglieder der Bewegung für das Überleben der Ogoni (Mosop) seit zweieinhalb Jahren in Haft. Ihnen wird ebenso wie den am 10. November 1995 hingerichteten Aktivisten um Saro-Wiwa die Ermordung von vier regierungsnahen Ogoniführern vorgeworfen.
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