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Und nach Feierabend spielen sie Polizei

■ Eine offizielle Bürgerwehr soll ab 1997 Mecklenburg-Vorpommern sicher machen

Berlin (taz) – Freiwillige Polizisten sollen in Mecklenburg-Vorpommern ab März auf die Straße gelassen werden. Dies jedenfalls wünscht sich Ministerpräsident Berndt Seite (CDU). Die freiwilligen Sheriffs sollen das „subjektive Bedrohungsgefühl in der Bevölkerung abbauen“, sagte Seite am Wochenende. Zunächst sollen 250 der sogenannten Bürgerpolizisten auf die Straße geschickt werden, nach anderthalb Jahren sollen es 1.000 Personen sein. Geplante Kosten: 1,25 Millionen Mark. Ursprünglich wollte Seite die Truppe mit Pistolen ausrüsten, jetzt steht zur Diskussion, sie mit Reizgas und Schlagstöcken zu bewaffnen. In Schnellkursen ausgebildet, sollen sie auf Streife gehen, Spuren sichern und Personalien feststellen. Dafür gäbe es dann 10 Mark pro Stunde.

Mit seiner Idee provoziert Seite einen Regierungskrach. Der stellvertretende Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) sagte gegenüber der taz, über den Plan sei in der Landesregierung noch nicht gesprochen worden. Dies sei eine „unausgegorene Idee“, mit der Seite den Wahlkampf verfrüht eröffne.

Seite steht nicht allein. Im Sommer hatte Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) bereits die Länder aufgerufen, derartige Hilfstrupps einzurichten. Feierabendpolizisten laufen bereits durch einige Städte in Bayern. Innenminister Beckstein (CSU) ist davon überzeugt, der wachsenden Kriminalität nur auf „neuen, unkonventionellen Wegen“ begegnen zu können. In Bayern tragen sie zwar keine Uniform, sind aber mit Armbinden, Funkgeräten und Reizgas ausgerüstet. Sie treiben sich in Parkanlagen herum, in der Nähe von Flüchtlingswohnheimen und Bushaltestellen. roga Interview Seite 4

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