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Proteste gegen verordneten Schiffbruch

Hafenkrankenhaus-Beschäftigte rufen zu Aktionen gegen Schließung auf  ■ Von Lisa Schönemann

Hoffnung gibt es für das Hafenkrankenhaus kaum noch. Dennoch hat sich die Belegschaft der Klinik gestern auf einer Personalversammlung einstimmig dafür ausgesprochen, die Personalvertretung zu bevollmächtigen, „mit allen demokratischen Mitteln gegen die drohende Schließung vorzugehen“. Auch die MitarbeiterInnen sind zu phantasievollen Aktionen aufgerufen. Am 11. Dezember, einen Tag bevor der Landesbetrieb Krankenhaus (LBK) über das Hafenkrankenhaus entscheidet, soll unter dem Motto „Wehe, du wirst krank“ demonstriert werden.

Etwa die Hälfte der 400 MitarbeiterInnen drängten sich im Hörsaal des Bernhard-Nocht-Instituts. „Die nervliche Belastung hat für jeden die Schmerzgrenze erreicht“, sagte der Personalratsvorsitzende Ralf-Peter Krause. „Niemand kann uns sagen, ob wir nach einer Schließung in ein anderes Krankenhaus übernommen werden.“ Klinik-Chef Hartmut Seidel meinte, das „Boot mit den Hamburger Kliniken ist auf Grund gelaufen und soll wieder flott gemacht werden, indem man einzelne Teile über Bord wirft“.

„Die verkaufen uns“, ärgerte sich eine Verwaltungsangestellte gegenüber der taz. Hier ginge es nicht um die Leute oder die Patienten, sondern einzig um das Gelände des Hafenkrankenhauses. Würde das Grundstück verkauft, könnte der LBK sich mit dem Millionenerlös sanieren, schätzt Personalrat Krause. Davon hat der LBK seinem Vorsitzenden Hartwig Mellmann zufolge „noch nichts gehört“.

Mellmann versuchte, der verunsicherten Belegschaft die Schließung des Hauses anhand von nackten Zahlen zu erklären. Der LBK muß 1997 130 Millionen Mark einsparen, weil die Krankenkassen das Budget für die Krankenhäuser radikal gekürzt haben. 70 Millionen sollen „Kosteneinsparungen in den Kliniken“ bringen, weitere 60 Millionen Mark könnten nur durch drei eisenharte Strukturmaßnahmen gespart werden: Aufgabe des Hafenkrankenhauses, Fusion von AK Heidberg und AK Ochsenzoll und Verlegung von Psychiatriebetten aus Ochsenzoll ins AK Harburg.

Auf Zwischenrufe – „Was wird mit uns?“ – versprach Mellmann, die Schließung so sozialverträglich wie möglich zu gestalten und betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Ob das realistisch ist, fragte sich der LBK-Vorsitzende anschließend selbst. Er will die 400 Beschäftigten über kurz oder lang in anderen Häusern unterbringen. Dort soll die Fluktuation genutzt, sollen Überstunden abgebaut oder einige Vollzeitstellen in viele Teilzeitstellen umgewandelt werden. Zudem soll eine Personalberatungsstelle geschaffen werden. Die ZuhörerInnen stellte Mellmann damit nicht zufrieden. „Was wird aus den Patienten?“ fragte ein Auszubildender. „Ist doch alles aus“, kommentierte eine resignierte Erzieherin aus dem betriebseigenen Kindergarten.

Noch ist offen, ob wenigstens die sozialmedizinische Ambulanz erhalten bleibt, in der pro Jahr rund 15.000 Notfälle behandelt werden. Über die Zukunft der Notfallambulanz verhandeln derzeit Gesundheitsbehörde, Kassen und Kassenärztliche Verinigung.

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