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BKA sorgte für Tarnung

■ Bundesregierung unterstützte den Agenten Werner Mauss in Kolumbien

Bogotá (AFP) – Die Bundesregierung hat die Mission des Privatagenten Werner Mauss in Kolumbien nach einem Bericht des kolumbianischen Fernsehens massiv unterstützt. Mauss trug bei seiner Festnahme ein Schreiben der deutschen Botschaft in Bogotá bei sich, in dem die kolumbianischen Behörden um Hilfe bei der „besonderen Mission“ gebeten werden, wie der Sender gestern meldete. Die Bundesregierung hatte zuvor eingeräumt, von Mauss' Aktivitäten in Kolumbien gewußt zu haben. Der Privatagent sei aber nicht im Bonner Auftrag unterwegs gewesen. Mauss war zusammen mit einer Begleiterin am Flughafen von Medellín festgenommen worden, nachdem er mit der Guerilla die Freilassung einer entführten Deutschen gegen Lösegeld ausgehandelt hatte. Das ist in Kolumbien verboten, ein Ermittlungsverfahren gegen Mauss wegen Freiheitsberaubung ist eingeleitet.

In dem Schreiben, das bei Mauss gefunden wurde, heißt es nach Angaben des Fernsehens: „Die deutsche Botschaft erlaubt sich, die kolumbianischen Behörden um Unterstützung für das Ehepaar Schröder bei der Erfüllung ihrer Mission in dem Land zu bitten.“ Mauss und seine Begleiterin waren unter diesem falschen Namen gereist. In dem Empfehlungsschreiben wird dem Bericht zufolge zudem betont, daß die Botschaft im Zusammenhang mit der Mission den kolumbianischen Behörden zur Verfügung stehe.

Mauss war nach Angaben kolumbianischer Politiker bereits seit 1983 in Kolumbien aktiv. 1987 soll das Bundeskriminalamt (BKA) der Zeitung El Espectador zufolge verhindert haben, daß die Aktivitäten des Privatagenten an die Öffentlichkeit gelangten. Das BKA habe der kolumbianischen Regierung die Finanzierung einer Sonderpolizeitruppe angeboten, wenn sie das Bekanntwerden der Machenschaften Mauss' vermeide. Mauss soll schon damals als Mittelsmann zwischen der Guerilla und großen multinationalen Konzernen fungiert haben.

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