Durch die Wand geheizt

Die Hamburger Umweltbehörde bezuschußt ab sofort Besitzer von Altbauten, die in Wärmeschutzmaßnahmen investieren  ■ Von Heike Haarhoff

Ob die Fenster gerade geöffnet oder geschlossen waren, machte wintertags bestenfalls einen psychologischen Unterschied. Denn alle Wärme ging zwar von der Heizung aus, verschwand dann aber schnurstracks aus dem Raum und ward nicht mehr gespürt. „Schuld daran ist die schlechte Isolation der Außenwände. Da müßte Dämmaterial hin, damit da nich' mehr die ganze heiße Luft so rauszieht, aber bei so 'nem Altbau könnse dat vergessen, kostet 'n Vermögen“, sprach mein Vermieter. Ich fror weiter und beglich murrend horrende Heizkosten-Abrechnungen.

Und dann diese Nachricht: Die Umweltbehörde, verkündete Senator Fritz Vahrenholt (SPD) in dieser Woche, bezuschußt ab sofort Eigentümer von Ein- und Zweifamilien-wichtig:Altbau-häusern, die in Wärmeschutzmaßnahmen investieren. (Für Neubauten gibt's schon eine bundesweit gültige Wärmeschutzverordnung, die regelt, wer wie was zu isolieren hat.) Später soll auch Geschoßwohnungsbau gefördert werden.

2,5 Millionen Mark Staatsknete jährlich für Hamburgs Altbau-Vermieter! Damit könnten mehr als 300 Häuser komplett wärmesaniert werden. Nicht schlecht. – Wenn das Geld wohl auch irgendwo anders abgezwackt und „eben dort fehlen wird“, wie der energiepolitische GAL-Sprecher Holger Matthews einen Tag später in der Bürgerschaft ebenso scharfsinnig wie beleidigt herumzickte. Schließlich hat er schon vor eineinhalb Jahren Ähnliches erfolglos gefordert, was der Senator jetzt als seine ureigene Idee durchgesetzt hat.

85 Prozent der Hamburger Gebäude sind vor 1978 entstanden; der Altbaubestand aber weist erhebliche Wärmeschutzdefizite auf. Bei mindestens 160.000 Wohnhäusern, schätzt die Umweltbehörde, wären Wärmeschutzmaßnahmen dringend erforderlich. Bei einer durchschnittlichen Energieein-sparung von 30 Prozent nach Einbau der Wärmedämmung könnten „allein hier jährlich 650.000 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden“, hat Vahrenholt ausgerechnet.

Und so funktioniert's: Zunächst gilt es, sich von einem Energieberater oder Architekten (Vermittlung über die Umweltbehörde) einen „Wärmepaß“ (kostet ca. 700 Mark) fürs Eigenheim erstellen zu lassen. Darin sind die „Energiediagnose“ sowie dringlich durchzuführende Sanierungsarbeiten für das Gebäude vermerkt. Der Paß wiederum ermöglicht den freien Zugang zur Umweltbehörde. Dort darf einen Antrag auf Bezuschussung stellen, wer:

– ein Ein- oder Zweifamilienhaus oder eine Doppelhaushälfte oder ein Reihenhaus besitzt, das vor dem 1. Januar 1970 gebaut wurde;

– bereit ist, die geförderte Sanierung nachweislich von „qualifizierten Fachfirmen“ planen und ausführen zu lassen; und

– bei der Bauausführung umweltverträgliche Materialien bevorzugt.

Mein Vermieter erfüllt die Kriterien alle. Das Problem: Ich wohne längst wohlig-warm in einem wunderbar isolierten Neubau.

Infos zum Wärmepaß: Umweltbehörde, Tel. 34 35 36; zum Wärmedämmprogramm: Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik der Handwerkskammer Hamburg, Buxtehuder Str. 76, 21073 Hamburg, Tel.: 35 905-1