piwik no script img

Keiner darf Monsanto ungestraft Gauner nennen

■ Der US-Konzern klagt erfolgreich gegen einen Demoaufruf im Internet

Berlin (taz) – Werner R. darf nicht mehr unüberlegt das Wort „Gaunerei“ benutzen. Das entschied das Landgericht Düsseldorf letzte Woche. Werner R. hatte den amerikanischen Gen-Soja-Hersteller Monsanto als Gauner bezeichnet, weil der Gen-Tech-Soja unter die 65.000 Tonnen Sojabohnen gerührt hatte, die am 6. November im Hamburger Hafen angelandet wurden und soeben den Verdauungstrakt deutscher Verbraucher erreichen. Das Landgericht verfügte in einem Eilverfahren, daß von Gaunereien keine Rede sein kann. Schließlich habe die EU geprüft und zugelassen. Rutscht Werner R. das Unwort erneut heraus, soll ihn das eine halbe Million Mark kosten.

Stein des Anstoßes ist ein Aufruf für eine Demonstration am kommenden Montag in Düsseldorf. Um 11 Uhr sollen sich alle Monsanto-Kritiker am Hauptbahnhof versammeln. Veröffentlicht wurde er im Internet. Bisher mobilisierten die Veranstalter unter dem Motto: „Monsanto, Konzern der Gifte, Gene, Gaunereien“. Von nun an geht es nur noch gegen den „Konzern der Gifte und Gene“.

Monsanto habe in seinen Studien zur angeblichen Unbedenklichkeit gentechnisch veränderten Sojas wichtige Aspekte nicht untersucht, klagt außerdem Greenpeace-Mitarbeiter Jörg Naumann. So sei nicht geprüft worden, wieviel Rückstände des Pflanzenschutzmittels „Roundup“ die Soja enthalte. Zudem habe der Konzern nicht berücksichtigt, daß die neue Soja geeignet sei, sogenannte hormonwirksame Substanzen in Pflanzen zu produzieren. Eine Untersuchung über eine Übertragung des Gens auf andere Pflanzen halte Monsanto unter Verschluß. Der Chef des Ärztebundes, Wolfgang Stück, sagte, da Langzeitstudien fehlten, seien die Risiken des Gen- Sojas vor allem für Allergiker völlig unkalkulierbar.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen