: Späte Rache für Häuserräumung
■ Bei einem Anschlag auf die Sanitärfirma eines Hauseigentümers gingen vier Fahrzeuge in Flammen auf
Die Räumung eines besetzten Hauses in der Palisadenstraße im vergangenen Frühjahr hatte für den Hauseigentümer ein spätes Nachspiel. In der Nacht zu Montag verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf den Fuhrpark des Sanitärhandels Peter Hellmich in Hellersdorf. Nach Angaben der Polizei gingen drei Lastwagen und ein Pkw in Flammen auf. An den vier Fahrzeugen entstand Totalschaden. Ein Brandsatz unter einem weiteren Lastwagen hatte nicht gezündet. Es wird vermutet, daß die auf die Rückwand einer Lagerhalle gesprühte Parole „wer zuletzt lacht. Autonome Gruppen“ von den Tätern stammt. Der Staatsschutz ermittelt.
Der Inhaber der Sanitärfirma Peter Hellmich ist Eigentümer der Palisadenstraße 49 in Friedrichshain. Das Haus war am 26. März dieses Jahres unter skandalösen Umständen geräumt worden. Es war die erste Polizeiaktion dieser Art unter der Ägide von Innensenator Jörg Schönbohm (CDU). Das Gebäude war fünf Jahre besetzt gewesen und fiel damit unter die Berliner Linie, derzufolge nur Neubesetzungen geräumt werden dürfen. Hauseigentümer Hellmich hatte gegenüber der Polizei jedoch behauptet, das Haus habe einen Monat leer gestanden, und wegen Neubesetzung Räumungsantrag gestellt. Obwohl es Zeugen für eine durchgängige Bewohnung des Gebäudes durch die Besetzer gab, hatte die Polizei das Haus geräumt. Entgegen ersten Versprechungen durften die Geräumten später nicht einmal mehr ihre persönlichen Wertsachen aus den Wohnungen holen. Wenig später waren Hellmichs Bauarbeiter vor Ort, warfen das Hab und Gut aus dem Fenster und machten das Haus unbewohnbar.
Die Räumung war Hellmichs zweiter Anlauf gegen die Besetzer. Ein halbes Jahr nachdem er das Haus gekauft hatte, hatte er im Juni 1994 einen Bauarbeitertrupp angeheuert, um die Besetzer räumen zu lassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte deshalb sogar gegen den Hausbesitzer.
Der stellvertretende Leiter des Staatsschutzes, Peter Haeberer, erklärte gestern auf Nachfrage der taz, es gebe noch keinen konkreten Tatverdacht. Er glaube nicht unbedingt, so der Beamte, daß zwischen der Räumung der Palisadenstraße 49 und dem Anschlag auf die Sanitärfirma ein unmittelbarer Zusammenhang bestehe und daß die Täter Hausbesetzer seien. Naheliegender sei, daß „gewaltbereite Gruppen“ nach den jüngsten Häuserräumungen „auf das Thema aufgesattelt“ und sich bei der Suche nach Objekten des Namens Hellmich erinnert hätten.
Zum Stand der Ermittlungen bezüglich des Anschlages auf eine Polizeiwache in Friedrichshain in der Nacht zum vergangenen Freitag wollte sich Haeberer nicht äußern. Plutonia Plarre
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