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„Bewußte Lügen“

■ Münchens Schwuleninitiative fordert den Rücktritt des Polizeipräsidenten

München (taz) – Roland Koller, der Münchner Polizeipräsident, will von einer besseren Zusammenarbeit mit der schwulen Szene nichts wissen. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärte er gestern, daß sich Münchner Polizisten nicht „zur Propagierung von Lebensformen instrumentalisieren“ lassen. Deshalb habe die Polizei mehrmals Einladungen zu Diskussionen mit Schwulen abgelehnt.

Die gestiegene Zahl von brutalen Gewalttaten gegen Homosexuelle, auf die die Rosa Liste München am Freitag hinwies, wird von Koller dementiert: „Uns wurde kein einziger Überfall gemeldet“, erklärte der Polizeipräsident gestern.

Die Rosa Liste wirft ihm deshalb eine „Verharmlosungs- und Verfälschungsstrategie“ vor und fordert seinen Rücktritt. Denn in Wirklichkeit sei die Münchner Polizei von mindestens drei Überfällen auf Schwule informiert worden – am 5. und 9. November sowie am 28. September. Ein Mitarbeiter des Polizeipräsidiums habe außerdem erklärt, der Polizei seien zwei weitere Überfälle bekannt geworden, „die zu der Serie passen könnten“.

Kollers Sprecher, Walter Renner, wies die Vorwürfe indes zurück: An keinem der drei Tage sei eine Anzeige erstattet worden. Lediglich ein Vorfall sei im Polizei- Computer festgehalten: ein Raubüberfall, bei dem vier junge Männer 1.500 Mark erbeuteten. Dieser Überfall in einer öffentlichen Toilette, bei dem ein Schwuler minutenlang geschlagen und getreten wurde, fällt für den Polizeipräsidenten in die Kategorie „Raubüberfall wie andere auch“, während die Rosa Liste dahinter „Haß gegen Schwule“ sieht. Felix Berth

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