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Dramatischer Anstieg der Drogentoten

■ Stahmer: Aufputschmittel liegen im Trend. Konsum von Ecstasy nimmt zu

Immer mehr Menschen sterben in Berlin an Drogen. Vor einem „dramatischen Anstieg“ bei der Zahl der Drogentoten hat die Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) gewarnt. Stahmer sagte gestern: „Wir rechnen mit einem Anstieg von rund 100 Prozent im Vergleich zu den 93 Toten im vergangenen Jahr.“ Verantwortlich hierfür seien der Mischkonsum verschiedener Drogen und eine hohe Qualität des Stoffes, die zu Überdosierungen führe. „Dazu kommt, daß Drogen in der Stadt billig und leicht zu bekommen sind“, sagte Stahmer. 1996 starben in Berlin bislang 135 Menschen am Mißbrauch von Drogen.

Der Ecstasy-Konsum ist nach den Worten von Stahmer beunruhigend angestiegen. Während bei Heroin, Kokain oder Cannabis der Mißbrauch stagniere, sei der Anstieg von rund 12 Prozent bei den erstmals auffälligen Konsumenten hauptsächlich auf Ecstasy zurückzuführen, sagte die Senatorin. „Die eigentliche Gefahr liegt darin, daß Ecstasy-Tabletten zum Teil schöngeredet werden.“ Die Entwicklung bei den Aufputschmitteln gehe dahin, daß sie zunehmend gesellschaftlich akzeptiert würden. Im Westteil Berlins habe weit mehr als jeder zehnte im Alter zwischen 15 und 24 Jahren schon einmal Ecstasy genommen. Im Ostteil der Stadt sei die Zahl nicht so hoch. „Es ist aber klar zu erkennen, daß Aufputschmittel im Gegensatz zu Cannabis im Trend liegen“, sagte die Senatorin.

Mit Blick auf die Initiative Schleswig-Holsteins, weiche Drogen wie Marihuana in Apotheken zu verkaufen, sagte Stahmer: „Es ist doch offensichtlich witzlos, ein breites Angebot zu Cannabis zu fahren, wenn der Konsum sowieso eher zurückgeht.“ Neue Konzepte müßten sich am Konsumverhalten orientieren. In Berlin, wo der Kreis der Opiatabhängigen seit Jahren auf rund 8.000 Personen geschätzt wird, wolle man flexibel auf Veränderungen in der Szene reagieren. Derzeit gebe es rund 1.000 stationäre und ambulante Therapieplätze. dpa

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