: Viel Wein und wenig Fiesta
Einigungen zwischen Fahrern in Frankreich und ihren Chefs. In Deutschland werden vor allem die Lager für Gemüse und Autoteile leerer ■ Von Reiner Metzger
Berlin (taz) – Dreizehn Tage währt heute der Brummistreik in Frankreich. Bedingung für das Ende der Blockaden sei noch eine Garantie der Arbeitszeiten, so gestern Claude Debons von einer der Gewerkschaften, der CFDT. Arbeitgeber und Fahrer konnten sich bisher nicht auf eine Definition einigen, was alles zur Arbeitszeit zählt. Auch über die Lohnerhöhung gibt es noch Differenzen.
Gestern wurden im Pariser Verkehrsministerium die unstrittigen Punkte unterzeichnet: Das Rentenalter wird von 60 auf 55 Jahre vorgezogen. Künftig wird es ein Fahrverbot für LKWs an Sonntagen geben und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Auch über die Erstattung der Reisekosten wurde ein Passus unterschrieben.
Anne-Marie Idrac, die Staatssekretärin im Verkehrsministerium, sagte gestern, die Regierung werde binnen zwei Wochen ein Dekret zur Klärung der Arbeitszeiten ausarbeiten. Bis dahin müßten die Streiks ausgesetzt werden. Die Auswirkungen in manchen Regionen würden dramatisch, so Idrac. Immer noch sind landesweit 240 Straßen dicht, 150 Treibstofflager und alle 13 Sprit-Raffinerien blockiert. Benzin und Diesel werden in ganzen Landstrichen rationiert, Betriebe schließen, weil sie keine Teile mehr bekommen.
In Deutschland kann der Autokonzern VW noch „bis weit in die nächste Woche produzieren“, so ein Sprecher. Auch bei Ford in Köln lief die Produktion bis gestern mit einigen Tricks in vollem Umfang. Die zweite Schicht für den Kleinwagen Fiesta wartete allerdings auf einen Sonderzug mit Motoren aus Spanien, der bis Redaktionsschluß noch nicht am Rhein eingetroffen war. Laut Sprecherin Anne Sengpiel ist Ford Europa für den Transport der Teile auf Flugzeuge und die Bahn umgestiegen, soweit es möglich war. Das würde das Unternehmen einen „einstelligen Millionenbetrag“ extra kosten.
Selbst bei französischen Domänen wie Schampus, Käse oder Austern sind dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittel-Einzelhandels keine Engpässe zu Ohren gekommen. Klaus Warzacha, Geschäftsführer des Verbandes: „In den Handelszentralen kann es allerdings bei Zitrusfrüchten, Obst und Gemüse knapp werden, wenn der Streik noch länger dauert.“ Dann würden auch die KundInnen mehr zahlen müssen. Schließlich kommen auch die spanischen Lieferanten nicht mehr durch. „Bisher haben wir allerdings noch keine Bewegung bei den Preisen im Einzelhandel“, so Warzacha.
Auch im größten Weinlager Europas bei der Fiege-Gruppe in Greven/Westfalen sind die Regale bei weitem nicht leer. Derzeit rollen zwar aus Frankreich keine Tröpfchen an, doch stapeln sich noch neun Millionen Flaschen aus aller Welt in den Hallen.
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