■ SURFBRETT: Ein Blick zurück zu Karl Marx
Es kommt Bewegung auf im Deutschen Gewerkschaftsbund. Das beweist schon der Test mit der Suchmaschine. Sie listet heute unter dem Kürzel „DGB“ als erste von 951 Fundstellen eine Webseite unter der Adresse „http://www.dbg.de/ WASDGB.html“ auf. Zu entziffern wäre der Dateiname als „Was ist der DGB“, nur ist auf dem Server ein Dokument dieses Namens, geschweige dieses Inhalts, leider nicht vorhanden.
Darüber mag man spotten, aber es wäre kein Zeichen von Weitsicht. Endlich, endlich hat auch der Deutsche Gewerkschaftsbund ganz offiziell den Schritt ins Internet gewagt, und er geht sogleich aufs Ganze. Unter http://www.dgb.de/ programm.html ist das neue Grundsatzprogramm, das am 19. November verabschiedet worden ist, in voller Länge nachzulesen. Es trägt den stolzen Titel „Die Zukunft gestalten“.
Multimedial scheint sie freilich noch nicht zu sein, die Zukunft, die der DGB sich vorgenommen hat. Das Programm ist ein Text, weiter nichts, und enthält Sätze von solchem Gewicht, daß nicht recht erkennbar wird, welche Praxis ihnen gerecht werden könnte.
Nur ein paar Links weiter ist besser zu sehen, was das Internet für die Arbeiterbewegung in Zukunft leisten könnte. Die Homepage der European Trade Union Confernce (http://www.etuc.be/) zum Beispiel verspricht nicht nur Informationen aus den obersten Gremien dieses Dachverbandes, sie lädt auch zu einem Diskussionsforum ein. Eingerichtet ist es aber noch nicht, die dafür geplanten Seiten sind under construction.
Karl Marx hätte sich darüber trotzdem gefreut. Seine Internationale der Arbeiter war ja nur ein Traum, jetzt aber könnte sie – ganz im Einklang mit seiner Theorie – mit Hilfe der modernsten Produktionsmittel wenigstens virtuelle Realität werden. Vier Einzelgewerkschaften des DGB immerhin und zwei Landesbezirke haben eigene Internetseiten gestaltet. Mehr als ein winziger Anfang ist das nicht, wie die Webmaster des DGB sehr wohl wissen. Sie schauen deshalb nicht nur in die noch etwas leere Zukunft des DGB, sondern mit einem Link zur Friedrich-Ebert-Stiftung auch in die besser vertraute Vergangenheit. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat zwar ihre reichhaltigen Archive noch nicht online zugänglich gemacht, aber sie ist stolz darauf, daß sie dem Musuem im Geburtshaus von Karl Marx in Trier eine ganze Website gewidmet hat. Hier endlich sind denn auch ein paar Bilder zu sehen: Porträts von Karl Marx und Friedrich Engels. niklaus@taz.de
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