Sonderpolizei gegen Karadžić und Konsorten

■ Londoner Bosnien-Konferenz fordert Festnahme der Kriegsverbrecher

London (AFP/dpa) – Die Teilnehmer der Bosnien-Konferenz in London haben gestern eine härtere Haltung gegen Kriegsverbrecher gefordert. Die Staaten des früheren Jugoslawien sollten die angeklagten Kriegsverbrecher festnehmen und an das Den Haager Tribunal überstellen, hieß es im Entwurf zur Schlußerklärung.

Der internationale Bosnien-Beauftragte Carl Bildt sprach sich nach Angaben seines Sprechers für eine Sonderpolizeieinheit aus, die die Kriegsverbrecher aufspüren soll. Die internationale Friedenstruppe Ifor weigert sich, Kriegsverbrecher festzunehmen. 66 angeklagte Kriegsverbrecher leben weiterhin in Freiheit, die meisten davon auf serbischem Gebiet.

Auch der zuständige EU-Kommissar Hans van den Broek forderte die internationale Gemeinschaft zu entschlosseneren Maßnahmen gegen Kriegsverbrecher auf. Indirekt kritisierte er die USA, Frankreich und Großbritannien, da sie sich nicht für ein Mandat mit größeren Vollmachten für die internationalen Friedenstruppen einsetzen. „Ich bin sicher, daß die Nato und das europäische Kommando Saceur ebenso glauben, daß der Status quo nicht mehr haltbar ist“, fügte van den Broek hinzu.

Weitere Schwerpunkte der Schlußerklärung, die gestern nachmittag zum Abschluß der zweitägigen Konferenz verabschiedet werden sollte, sind die Respektierung der Menschenrechte und die Stärkung der Polizei. Außerdem sprachen sich die Konferenzteilnehmer für eine gemeinsame bosnische Zentralbank und eine neue Währung aus. Die 56 Länder und Organisationen, die an der Londoner Konferenz teilnahmen, machen die Fortsetzung der Finanzhilfe von der Umsetzung des Daytoner Friedensabkommens abhängig.