Verschlagener Bodenstaubsauger

■ Renitente mechanische Küchenknechte und andere Technikvisionen in „Maschinen“

Ein harmloser Bodenstaubsauger verschreckt den Besucher durch anfallartiges Papierschlangentröten, und dann rempelt einen auch noch ein Blechmann an. In der schlicht „Maschinen“ betitelten Ausstellung gibt es mancherlei unerwartete Begegnungen. Raumgreifend läuft eine große Dosenmarionette durch die Galerie Andreas Schlüter, von einem Seilzug unter der Decke bewegt. „Milch holen, Hinweg“ erläutert der Titel der Arbeit von Heiner Blum die zielstrebigen, aber erfolglosen Bemühungen der Roboterkarikatur.

Mit Schwerpunkt auf den 60er und 90er Jahren ist eine illustre Gruppe von dreißig elektrisch oder mechanisch bewegten Objekten versammelt. Voller angelsächsischer Skurrilität ist Ward Shelleys verblüffender „Ambitious Toaster“ von 1993, eine alptraumartige Küchenvision, wie sie bei Alice im Wunderland vorkommen könnte: ein verchromter Toaströster trachtet mit Hilfe einer Suppenkelle, auf ein höheres Regalbrett zu klettern!

Daß der technische Aufwand in keinerlei sinnvollem Verhältnis zur gestellten Aufgabe steht, macht den Humor dieser besonders in den 60er Jahren viel produzierten Maschinenkunst aus. So baut Sigmar Polke 1969 einen „Apparat, mit dem eine Kartoffel eine andere umkreisen kann“, und Jean Tinguely bringt eine kleine „Nana“ von Niki de Saint-Phalle zum Drehen. Eine Wiederentdeckung ist auch das „Atemobjekt“ von Günther Weseler, dessen bewegliche Fellkörper Anfang der 70er Jahre in beängstigender Weise wie Parasiten die merkwürdigsten Ecken besetzten.

Wie eine dreidimensionale Paul-Klee-Zeichnung erscheint dagegen das „Bewegliche Hochhaus“, eine edelstahlgelötete, doch zerbrechliche Maschine von Ernst Reinhold aus 1964. Ein Jahr früher entstand „KM123“, ein leichtes Drahtkugelgebilde mit beweglichem Innenleben von Harry Kramer. Der Kasseler Akademieprofessor nutzte seine filigranen Weltmodelle, die sich in ihren bewegten Schatten noch verdoppeln, vor dreißig Jahren auch für Kurzfilme.

Der Künstlerfilm ist ein besonders geeignetes Medium zur Darstellung von Bewegung: Zwei Videos runden die Ausstellung ab. Aus den 50er Jahren stammt die ebenso faszinierende wie sentimentale Dokumentation einer Live-Aufführung, in der der Mobile-Künstler Alexander Calder seinen Zirkus aus kleinen mechanischen Puppen präsentiert. Und zu kopfschüttelndem Vergnügen lädt der moderne Klassiker „Der Lauf der Dinge“, jene aberwitzig ausgetüftelte, chemo-physikalische Ereigniskette der beiden Schweizer Künstler Peter Fischli und David Weiss.

Das Publikum und der Galerist selbst haben an der amüsanten Ausstellung viel Spaß, den nur eine notwendig-lästige Begleiterscheinung trübt: „Wenn's nur nicht so laut wäre!“

Hajo Schiff Galerie Andreas Schlüter, Kirchenallee 25, Mi-So 12-19 Uhr, bis 12. Januar