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Cibas Gen-Mais illegal in der EU

EU-Kommission hat Mitgliedsländer vor dem Mais gewarnt  ■ Von Wolfgang Löhr

Die EU hat die USA gewarnt, daß sie möglicherweise alle Importe von Mais aus den Vereinigten Staaten stoppen müsse. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, der Schritt werde notwendig, wenn anders nicht zu verhindern sei, daß genmanipulierter Mais illegal in die Union exportiert werde. Möglich sei auch, den Importeuren eine Garantie auf gentechnikfreie Ware abzuverlangen.

Die Kommission reagierte damit auf Berichte, daß seit längerem heimlich Gentech-Mais aus dem Hause Ciba-Geigy in die Europäische Union (EU) eingeführt werde. Hiltrud Breyer, Europaabgeordnete der Grünen, zürnte: „Die EU-Kommission ist seit langem informiert, daß der in den USA geerntete Ciba-Mais, mit herkömmlicher Ware vermischt, in die Mitgliedstaaten der EU exportiert wird. Dennoch schauen die Genehmigungs- und Kontrollbehörden tatenlos zu.“

Seit Monaten schon streiten sich die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten über eine Zulassung des insekten- und herbizidresistenten Maises von Ciba-Geigy. Vor allem Großbritannien wehrt sich, aus gesundheitlichen Gründen, gegen eine Genehmigung. Schon Ende November hatte die EU- Umweltkommission den Mitgliedstaaten mitgeteilt, daß sie davon ausgehe, daß der aus den USA kommende Körnermais mit gentechnisch veränderter Ware vermischt sei. 4.000 bis 6.000 Tonnen Körnermais aus den USA kommen jede Woche, vor allem in den Überseehäfen von Antwerpen, Rotterdam, Lissabon und Barcelona, an. Etwa 0,5 Prozent davon seien genmanipuliert.

Bei den deutschen Behörden wird der Schwarze Peter von einer Stelle zur anderen weitergereicht. Beim Gesundheitministerium heißt es: „Wir haben die Bundesländer informiert.“

Jörg Albrecht, bei Ciba-Geigy für den Agro-Bereich zuständig, versucht zu beschwichtigen: „Nach meiner Information ist erst im Januar mit den ersten Lieferungen zu rechnen.“ Ausschließen, daß der Gentech-Mais jetzt schon in Europa auf den Markt gebracht wird, will er jedoch auch nicht.

Die Vertreter der Bundesländer trafen sich gestern in Berlin, um über eventuell zu ergreifende Maßnahmen zu beraten. Nachweismethoden für den Gentech- Mais gibt es bislang nicht.

Aber auch wenn die Bundesländer in der Lage wären, Gentech- Mais in den Schiffsladungen nachzuweisen, so Hans-Jörg Buhk vom Robert-Koch-Institut in Berlin, wäre noch zu klären, ob überhaupt Handlungsbedarf bestehe. Erst einmal müsse daher die „Verhältnismäßigkeit der Mittel“ geklärt werden.

Wenn Ciba-Mais jetzt schon in die EU eingeführt wird, können die Behörden jedoch nicht einfach darüber hinweggehen. Denn nach dem deutschen Gentechnikgesetz kann das illegale Inverkehrbringen von gentechnisch veränderten Organismen mit Gefängnis bestraft werden. Großbritannien hält zudem an der Auffassung fest, daß das in den Maiskörnern zusätzlich eingebaute Resistenzgen gegen das Antibiotikum Ampicillin auf Krankheitserreger überspringen kann. Das zur Behandlung von Infektionen eingesetzte Ampicillin und andere Penicillin-Abkömmlinge würden damit nutzlos.

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