Hannelore: „Soldaten, Hände hoch“

Die Gattin des Bundeskanzlers empfing Bundeswehrsoldaten und deren Angehörige zu einer vorweihnachtlichen Feier. Die Uniformträger drucksten herum, und die Kleinen bekamen Werbegeschenke  ■ Aus Bonn Markus Franz

Ort der Handlung ist das Gästehaus der Bundesregierung auf dem Petersberg bei Bonn. Im Zuschauerraum sitzen an weißgedeckten, festlich hergerichteten Tischen 74 Männer in Uniformen. Es sind Soldaten der Bundeswehr, die sich in Auslandseinsätzen in Somalia, im Iran und im ehemaligen Jugoslawien verdient gemacht haben. Mit dabei sind ihre Frauen und Kinder. Aufgeregtes Stimmengewirr. Zu beiden Seiten der Bühne, auf der zwei Tannenbäume stehen, sind jeweils drei Regale mit Teddybären aufgebaut. Davor stehen große Präsentkörbe, in Cellophanpapier eingewickelt, mit grünen Schleifen. Am Eingang steht ein Mann in einem Bärenkostüm.

Um 15 Uhr beginnt das Stück. Die Einstimmung erfolgt durch das Bläserquintett des Stabsmusikkorps der Bundeswehr. Dann kommt die Hauptdarstellerin auf die Bühne. Die Frau des Bundeskanzlers, dargestellt durch Frau Hannelore Kohl. Sie trägt ein blaues Kostüm, mit knielangem Rock, schwarzen Pumps, weißer Bluse. „Liebe Soldaten, Friede und Hilfe für den Nächsten, diese zutiefst menschlichen Werte sind Richtschnur Ihres Handelns“, ruft sie aus. Und vergißt auch nicht, die Frauen und Kinder zu loben, die ihre Männer bei Auslandseinsätzen entbehren mußten: „In Zeiten harter Prüfungen haben Sie den Alltag gemeistert, und ihre Herzen haben die Trennung überstanden.“

Als nächstes spricht der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Hartmut Bagger, es folgt ein musikalisches Zwischenspiel, der Nikolaus erscheint und erzählt, daß er „vom Walde her“ kommt, und dann tritt Frau Tengelmann auf die Bühne. Sie ist die Frau von Herrn Tengelmann, dem außer Tengelmann unter anderem der Kaufhof gehört. „Im Namen von über 100.000 Mitarbeitern möchte ich Ihnen meinen Dank abstatten, daß Sie helfen, durch Ihren Einsatz unseren Frieden zu sichern. Ich bin dankbar, daß die Gattin des Bundeskanzlers unserem Haus die Gelegenheit gegeben hat, Ihnen ein kleines Präsent zu überreichen.“ Gemeint sind die Teddybären und die Präsentkörbe. „Ich sage Dank, daß es Sie gibt und alle deutschen Soldaten uns beschützen.“

Nun greift Frau Hannelore Kohl wieder zum Mikrophon. „Wer war über das Jahr hinweg lieb?“ fragt sie. „Hände hoch.“ Weil nur einige Kinder die Hände recken, Frau Hannelore Kohl aber auch die Soldaten gemeint hatte, setzt sie nach: „Wer glaubt, daß er sich in diesem Jahr ehrlich und anständig betragen hat, Hände hoch.“ Verschämt heben einige Soldaten die Hand. Frau Hannelore Kohl ist's zufrieden. Sie kündigt an: „Nun kommt der große Kaufhof-Bär, die Geschenke zu verteilen.“

Ein Bär tapst auf die Bühne. Frau Hannelore Kohl fragt: „Wo kommst du her?“ Der Bär antwortet: „Vom Kaufhof komm ich her.“ Frau Hannelore Kohl fragt: „Haben die Leute beim Kaufhof auch alle so einen dicken Kopf?“

Während der Kaufhof-Bär die kleinen Bären an die Kinder verteilt, nimmt sich Frau Hannelore Kohl der Präsentkörbe an. „Damit die Herren der Bundeswehr nicht zu dünn werden“, sagt sie und lacht: „Ha, ha, ha.“ „Kommen Sie mal her“, ruft sie einem beleibten Soldaten zu, reicht ihm die Hand und holt ihn auf die Bühne. „Jaah, ich habe Übung mit solchen Männern.“ Sie überreicht ihm einen Geschenkkorb.

Das Ende des Theaterstücks naht. Frau Hannelore Kohl führt ein Interview mit einem der Kinder. „Auah, weiah, sag mal: Hallo, Ihr lieben Leute“, sagt Frau Hannelore Kohl. Das Kind haucht ins Mikrophon: „Hallo, ihr lieben Leute.“ Frau Hannelore Kohl ruft: „Ja, ist das nicht einen Applaus wert!“ Dann fragt sie nach Alter und Wohnort. Die Antworten der Kleinen sind anscheinend korrekt. „Ja“, ruft Frau Hannelore Kohl, „die Frauen wissen alles, meine Damen und Herren!“ Damit ist das Theaterstück zu Ende. Und wir haben unserer Chronistenpflicht Genüge getan. Wie sagte Frau Hannelore Kohl in ihrer Rede doch so schön: „Über gute Taten muß man sprechen. Sie müssen bekanntwerden. Um so mehr freue ich mich, daß die Medien unserer Einladung Folge geleistet haben, um nur Gutes zu berichten.“ Bitte sehr!