: Front gegen Kassen
■ Minister Seehofer fürchtet „brutale Rationierung“ durch die Krankenkassen
Köln/Berlin (AP/taz) – Die Ärzteschaft und Gesundheitsminister Horst Seehofer machen nun gemeinsam Front gegen die Sparpolitik der Krankenkassen. Der CSU-Politiker warf den Versicherungen vor, alle Macht an sich ziehen und einen Kassenstaat errichten zu wollen. Das werde er nicht mitmachen, teilte er am Sonnabend in Köln auf der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mit. Deren Vorsitzender Winfried Schorre sieht nach eigenen Worten die Kassen auf dem „Weg in die Konfrontation“. Die Versicherungen verwiesen dagegen auf ein drohendes Defizit von 15 Milliarden Mark im kommenden Jahr.
Seehofer kritisierte, die Kassenpläne zielten auf mehr Reglementierung, Budgetierung und Planbürokratie. Das sei der falsche Weg, da als Folge eine „brutale Rationierung von Gesundheitsleistungen“ drohe. Der Minister lobte zugleich die angeblich gebeutelten Ärzte und Kliniken, denen „ungeheure Sparopfer“ abverlangt worden seien.
Unwirtschaftlichkeit und Verschwendung müßten bekämpft werden, um Mittel für die medizinisch notwendigen Hilfen zur Verfügung stellen zu können. Es seien jedoch weniger die Praxen und Krankenhäuser, sondern vor allem die Verwaltungsausgaben der Krankenkassen wie auch die verordneten Heilmittel, die zu den Kostentreibern zählten.
Schorre sagte, mit ihrem Wunsch nach gesetzlichen Honorarbudgets auf niedrigem Niveau und Einzelverträgen mit Ärzten hätten sich die Kassen „zu einem Rundumschlag gegen ihre eigenen Versicherten und ihre Vertragspartner hinreißen lassen“. Der oberste Kassenarzt erwartet nach eigenen Worten einen deutlich härteren Kurs im Verhältnis zwischen Kassen und Medizinern. Der Chef der Kassenärzte schlug zugleich vor, den Ärzten die Entscheidung zu überlassen, ob sie wie bisher mit den Kassen oder aber direkt mit den Patienten abrechnen wollten.
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