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Gesamtmetall beugt sich dem Tarifkompromiß

■ Trotz harter Kritik gehen Arbeitgeber davon aus, daß Pilotabschluß übernommen wird. DGB-Vorsitzender Schulte will Rücknahme des Lohnfortzahlungsgesetzes

Frankfurt/Main (AP/taz) – Trotz erheblicher Kritik am niedersächsischen Tarifkompromiß geht der Arbeitgeberverband Gesamtmetall davon aus, daß die getroffenen Vereinbarungen im Grundsatz auch bundesweit umgesetzt werden. Gesamtmetall-Präsident Werner Stumpfe sagte gestern nach einer mehrstündigen Sondersitzung des Vorstandes in Frankfurt am Main, der Abschluß in Niedersachsen liege unter den Erwartungen der Arbeitgeber. Es sei aber realistisch davon auszugehen, daß der Kompromiß Grundlage für die Vereinbarungen in anderen Tarifbezirken sein werde. „Die anderen Tarifbezirke werden keine Chance haben, sich grundsätzlich von dem Abschluß zu entfernen.“

Der Tarifabschluß erfülle die Forderungen der Arbeitgeber nicht. Er habe Kostensteigerungen bei den Unternehmen nicht verhindert. Die Möglichkeit der gesetzlichen Kürzung der Lohnfortzahlung für Kranke sei nicht umgesetzt worden, und eine flexiblere Handhabung der Tarifverträge durch eine Arbeitsplatzoption gebe es ebenfalls nicht, sagte Stumpfe. Die Kosten für eine Arbeitsstunde würden nach den Berechnungen von Gesamtmetall im kommenden Jahr um etwas weniger als ein Prozent steigen. Im Jahr 1998 würden die Kostensteigerungen 1,9 Prozent betragen. Dies sei angesichts der Notwendigkeit, die Kosten für die Unternehmen zu senken, nicht befriedigend.

Verwirrende Meldungen gab es hingegen um einen weiteren Tarifabschluß. Während IG Metall- Sprecher Jörg Barczyinski gestern bestätigte, daß die Branche im Südwesten nach der Metallindustrie in Niedersachsen bereits in der Nacht zu Freitag die volle Lohnfortzahlung vereinbart haben soll, wies Stumpfe dies als unzutreffend zurück. Richtig sei, daß Vorgespräche stattgefunden hätten. „Der Abschluß wird in den Grundpositionen gleich sein.“

Der Vorsitzende des DGB, Dieter Schulte, nannte gestern die Rücknahme des Gesetzes zur Krankengeldkürzung „sinnvoll“. SPD-Fraktionschef Rudolf Scharping kündigte gegebenfalls einen Gesetzesvorstoß an. „Wenn bis Anfang nächsten Jahres weitere Tarifverträge ohne eine Kürzung der Lohnfortzahlung unter Dach und Fach sind, wird die SPD-Bundestagsfraktion eine Gesetzesinitiative starten, um diesen Schwachsinn wieder zu beseitigen.“

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