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Ärger bei Biovisionen-Kongreß

■ Beteiligte sprechen von „übler Nachrede“ und fordern per Anwalt gegenseitige Unterlassung

Nachdem es um den Herausgeber des „ganzheitlichen Kulturmagazins“ Forum, Frank Siepmann, jahrelang keine negativen Schlagzeilen gab, gerät der Veranstalter des internationalen Biovisionen-Kongresses jetzt erneut unter Erklärungsdruck. Beschwerden, die Siepmanns diesjähriger Messeleiter Karl-Heinz Wickert und ein Aussteller, der Öko-Bierbrauer Thomas Lange, gegen ihn vorbringen, klingen nicht schön. In einem Seitenraum der Stadthalle sollen Siepmanns Sicherheitsleute Lange und einen Angestellten per Gummiknüppel zur Herausgabe von Geld gezwungen haben. Außerdem habe es Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung der Standmieten gegeben.

Während Lange, der Geschäftsführer der Getränkevertriebs Nordsch, sich durch die Sicher-heitskräfte des Kongreßveranstalters bedroht fühlte und jetzt anwaltlich prüfen läßt, ob seine Vorwürfe der räuberischen Erpressung, der Körperverletzung und der widerrechtlichen Aneignung der Firmenkasse am Stand zu halten sind, hat der Anwalt von Messeleiter Wickert vom gleichnamigen Institut für Naturmedizin in Bochum eine Unterlassung gefordert. Die von Siepmann per Brief verbreitete Aussage, „zu allem Überfluß verließ Herr Karl-Heinz Wickert die Veranstaltung mit der Messekasse, ohne mit uns abzurechnen“, will dieser nicht auf sich sitzen lassen. „Ich bin ein grundehrlicher Mensch“, beruft er sich auf jahrelange Erfahrungen im Kongreßgewerbe. Beim Biovisionenkongreß sei vieles nicht nach Plan gelaufen – so auch die finanzielle Kooperation mit Siepmann. Für dessen Messe habe er viele Aussteller akquiriert. Doch Siepmann habe die durch ihn verschafften Einnahmen nicht teilen wollen.

Der Bremer Kongreßveranstalter Siepmann reagierte: Es könne „sich ausschließlich um böswillige Verleumdungen handeln“, schreibt er der taz. Dagegen werde er mit rechtlichen Schritten vorgehen.

Mit ihren Rechtsanwälten treffen sich unterdessen auch die Beschwerdeführer gegen Siepmann, die sich auf dem Kongreß „Visionen menschlicher Zukunft“ Anfang November im Bremer Congress-Centrum erstmals begegnet sein wollen.

Dabei habe alles ganz harmlos angefangen, berichtet Thomas Lange. Doch am Ende habe er selbst die Polizei zur Hilfe gerufen. „Aber als es so aussah, als ob die mit Siepmanns Sicherheitsdienst gut bekannt sind, habe ich auf eine Anzeige am Stand verzichtet.“ Dabei waren er und ein Mitarbeiter vorher ganz schön ins Schwitzen gekommen, schildert er. Hintergrund der Auseinandersetzung war die Bezahlung der Standmiete. Doch während Siepmann und sein Sicherheitsdienst per Fax gegenüber der taz feststellen, es habe „keinerlei Zwischenfälle unter Einsatz körperlicher Gewalt unserer Sicherheitskräfte gegeben“, schildert der Bierbrauer eine beklemmende Erfahrung. Als er mit dem Kongreßmacher Siepmann wegen der hohen Standgebühren verhandeln wollte, weil auf dem Kongreß auch noch Beck's Bier ausgeschenkt wurde, sei es ganz schnell ungemütlich geworden: „Sofort hat es geheißen, Sie wollen nicht zahlen“, erinnert sich Lange. Vier bis fünf schwarzgekleidete Sicher-heitsleute seien ihm und Siepmann in einen Seitenraum gefolgt. Dort habe man ihm gesagt: man wolle das Geld sofort. Die Stimmung sei schnell aggressiv geworden. Dafür, daß die Sicherheitsleute die Taschen seiner Mitarbeiter durchwühlten, hat Lange Zeugen. ede

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