: Milch, Eier, Nüsse, Fisch
■ Gentechniker erzeugen Allergene, wollen sie aber auch bekämpfen
Frankfurt/Main (AP) – Die gentechnische Veränderung von Nahrungsmitteln kann eventuell gefährliche Allergene zerstören. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, daß bei diesem Prozeß andere Allergene freigesetzt werden können. Dies war das Fazit eines Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Allergie- und Immunitätsforschung (DGAI) in Frankfurt am Main. Als Ausweg aus diesem Dilemma forderten die teilnehmenden Wissenschaftler eine klare Deklaration der Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln.
Der Kinderarzt Ulrich Wahn vom Virchow-Klinikum in Berlin listete die Lebensmittel auf, die für 90 Prozent aller bekannten Allergien ausschlaggebend sind: Kuhmilch, Hühnereier, Soja, Weizen, Erdnüsse, sonstige Nüsse, Meeresfrüchte einschließlich Fisch. DGAI-Präsident Johannes Ring betonte, daß Lebensmittelallergien unbedingt ernst zu nehmen seien. Sie könnten eine ganze Reihe chronischer oder akut lebensbedrohlicher Erkrankungen verursachen – nicht nur Übelkeit oder Hautausschläge, sondern auch Atembeschwerden bis hin zu Asthma und Schockzuständen, die mitunter sogar zum Tode führten.
Laut Ring ist mittlerweile zwar bekannt, daß es bestimmte Proteine sind, die bei Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung Allergien auslösen. Wie solche Allergene im Detail strukturiert seien und wie sie auf den menschlichen Körper einwirkten, sei aber noch nicht erforscht. Deshalb sei es zur Zeit selbst mit den Methoden der modernen Gentechnik unmöglich, allergieauslösende Substanzen ganz aus Nahrungsmitteln zu entfernen.
Beda Stadler vom Institut für Immunologie und Allergologie der Universität Bern drehte den Spieß der Gentechnikdiskussion gleich um. Nach seinen Worten sollte man sich sogar fragen, ob es richtig ist, unbehandelte Nahrung zu vertreiben – wenn man doch mit Hilfe der Gentechnik Allergene zerstören kann, die nachweislich den Tod bringen können.
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