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Von der „Freundin“ zur „Emma“

Ich bin keine ergebene „Emma“- Leserin und dennoch eine „Überzeugungstäterin“ – bis heute. Ich abonniere „Emma“ seit 1977. Da war ich 25, seit fünf Jahren verheiratet und gerade Mutter eines Sohnes geworden – also eher der Typ Frau, der „Brigitte“ oder „Freundin“ lesen sollte. Solche Zeitschriften, die die Frauen bedienen, die den Ansprüchen, die mann an sie stellt, gerecht werden wollen. Zeitschriften, die Tips geben, wie sie auszusehen haben, um ihn zu faszinieren, wie sie backen, kochen und die Wohnung verschönern sollten, um ihn ans Haus zu fesseln.

Ich fühlte mich unterfordert. Auf diese „Überlebensstrategien“ für die „Frau an seiner Seite“ hatte mich meine Mutter bereits bestens vorbereitet. Es mußte doch noch was anderes zu lesen geben.

Aber Zeitungen und Illustrierte waren anscheinend von Männern für Männer gemacht – schlicht androzentrisch (was sie in der Tendenz auch heute noch sind). Keine Zeitschrift, keine Tageszeitung befaßte sich auf den ersten Seiten mit frauenspezifischen Themen, kritisierte patriarchale Strukturen und die Benachteiligung von Frauen. Wurde über Frauen im öffentlichen Leben berichtet, dann häufig mit süffisantem Unterton. Und dann gab's plötzlich „Emma“.

Endlich eine Zeitung, die darüber informierte, daß es Frauen gab, die einen eigenen Blick riskierten, eigene Perspektiven in dieser von Männern dominierten Welt entwickelten und auf Veränderungen drängten.

Natürlich habe ich mich über manche Themen, wie das Tierrechts- Dossier (1994), geärgert oder fand sie mißlungen. Oft trägt „Emma“ zu dick auf.

Doch bei aller Kritik und bei allen Veränderungen ist „Emma“ für mich noch immer lesenswert, weil sie und mich die Gewißheit verbindet, daß Männer nicht das Maß aller Dinge sind, und wenn, dann höchstens als „Pascha des Monats“. Gabriele von Thun,

taz-Redakteurin für LeserInnenbriefe und Säzzerin

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