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NachgefragtAlles prima, Eduscho?

■ Eduscho Betriebrats-Chef Marx erfreut über geplante Tchibo-Zugehörigkeit

Die zum 1.1.97 angekündigte Übernahme des Bremer Kaffeehauses Eduscho durch den Hamburger Familienbetrieb Tchibo hat Branchenkenner nicht umgehauen. Während sie jetzt überfällige Änderungen in Produktpalette und Personalmanagement erwarten, rechnet auch die Angestelltengewerkschaft DAG mit Stellenabbau. „Solange ich den Kaufvertrag nicht kenne, bleibe ich skeptisch“, sagte der DAG-Bezirksvorsitzende Hartmut Frensel. Daß Eduschos Betriebsratsvorsitzender Friedrich-Wilhelm Marx (Christlicher Gewerkschaftsbund) sich über die neue Entwicklung positiv äußert, löste bei der DAG scharfe Kritik aus: „Nichts wissen, aber schon mal Schönreden.“ Es habe eine regelrechte Welle von Anrufen durch verunsicherte Eduscho-Beschäftigte gegeben.

taz: Herr Marx, wie ist die Stimmung im Betrieb?

F.–W. Marx: Eher normal. Nicht negativ. Für uns ist es einfach so, daß Herr Schopf, der alleinige Firmeninhaber, seine Gesellschafteranteile verkauft hat. Wir sind Eduscho, wir bleiben Eduscho, wir haben nur einen neuen Eigentümer. Wir wissen, daß die Anteile zum 31. Dezember verkauft werden und daß wir bis dahin die Zustimmung des Kartellamtes abwarten müssen. Bevor wir die nicht haben, werden auch beide Vertragspartner Stillschweigen bewahren, so daß wir keine Einzelheiten über den Vertrag wissen.

Der Betrieb hat ja nun rote Zahlen geschrieben. Welche Bereiche werden die Konsequenzen zuerst tragen?

Auch wenn Herr Schopf Eigentümer geblieben wäre, hätten wir an unserer Marktpräsenz etwas ändern müssen. Das beginnt beim Angebot der Waren und der Ausstattung der Filialen und geht hin bis zur Logistik.

Die DAG befürchtet einen Personalabbau in Verwaltung, Logistik und Filialnetz.

In den rund 650 Filialen wird es keinen Arbeitsplatzabbau geben, da wir unsere Artikel ja verkaufen müssen. Ich sehe in der Zusammenarbeit mit Tchibo eher einen Vorteil, weil Tchibo sich auf dem gleichen Markt bewegt wie wir. Im übrigen bin ich nicht Mitglied der DAG und möchte deren Weissagungen nicht interpretieren.

Stimmt die Produktpalette?

Am Kaffee muß nichts geändert werden. Bei den Artikeln muß man einfach das Ohr am Markt haben. Aber eine generelle Änderung unseres Angebots sehe ich nicht.

Die Zentrale in Bremen sehen Sie nicht gefährdet?

Nein. Ich halte auch Schlagzeilen wie „Tchibo hat Eduscho geschluckt“ für falsch. Eduscho ist nach wie vor eine eigenständige Firma.

Also lauter Vorteile?

Insofern, als durch einen neuen Eigentümer neue Ideen ins Geschäft eingebracht werden, die zu unserem Vorteil sind.

Fragen: Eva Rhode

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