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Kinderhandel boomt

■ Terre des hommes fordert Konvention gegen grenzüberschreitende Adoptionen

Bonn (taz) – Der deutsche „Adoptionsmarkt“ boomt. Die Nachfrage nach Kindern steige – und damit auch der illegale Kinderhandel zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie, die die Kinderhilfsorganisation terre des hommes in Auftrag gab und gestern vorstellte. Von den jährlich etwa 1.100 Kindern, die vom Ausland zur Adoption nach Deutschland kommen, sind nur etwa 25 Prozent über eine amtlich anerkannte Organisation, die mit der Vermittlung kein Geschäft macht, eingereist, erläuterte Gisela Wuttke, die Autorin der Studie.

Zur Zeit leben Wuttke zufolge bereits etwa 22.000 ausländische Adoptivkinder in Deutschland. Doch der Bedarf steige. Kamen 1981 auf ein Adoptivkind noch zehn Elternpaare als Bewerber, bewerben sich derzeit zwei- bis dreimal so viele Eltern um ein Adoptivkind. Anerkannte Vermittlungsstellen, etwa von der Caritas, arbeiteten jedoch, mit Blick zuerst auf das Wohl des Kindes, langsam. Deshalb steigt die Zahl „privat“ vermittelter Kinder. Laut Annegret Winter-Stettin von terre des hommes unterliegen auch „Adoptionen den Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage“. Vor allem mit der Grenzöffnung zum Osten nach 1989 habe die Auslandsadoption „neue Höhen erreicht“. Derzeit kämen etwa 40 Prozent der Kinder aus Osteuropa. Bei Auslandsadoptionen komme es vor, daß gerade geborene Kinder vor der Mutter mit der Begründung versteckt würden, es sei tot, während es in Wirklichkeit bereits bezahlenden Adoptiveltern übergeben werde.

Terre des hommes forderte die Bundesregierung auf, eine internationale Konvention zum Schutz von Kindern bei grenzüberschreitender Adoption zu ratifizieren und Gesetzeslücken gegen Kinderhandel zu schließen. Die Kinderhilfsorganisation mahnte adoptionswillige Eltern, gründlich zu prüfen, ob sie unter solchen Bedingungen auch Kinder wollen. Philipp Gessler

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