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SS-Schütze in Kansas

■ US-Polizei liefert sich Schußwechsel mit ehemaligem kroatischen SS-Mitglied

Kansas City (AP) – Ein mutmaßlicher ehemaliger SS-Mann hat in den USA das Feuer auf Reporter eröffnet und ist daraufhin von der Polizei angeschossen worden. Der aus Kroatien stammende 79 Jahre alte Michael Kolnhofer soll ausgebürgert werden, da er bei der Einwanderung falsche Angaben über seine Vergangenheit gemacht haben soll. Nach Ermittlungen des Justizministeriums in Washington gehörte er zur Wachmannschaft der deutschen Konzentrationslager Sachsenhausen und Buchenwald.

Am Dienstag beantwortete Kolnhofer in seinem Haus in Kansas City noch Fragen der Fernsehreporterin Teri Schaefer vom Sender WDAF-TV. Dabei versicherte er, er sei im Zweiten Weltkrieg „nur ein Soldat“ gewesen und habe nichts mit Konzentrationslagern zu tun gehabt. Nachdem die Journalistin gegangen war, erschien er mit einer Schußwaffe an der Haustür und rief den wartenden Reportern zu, sie sollten verschwinden. Als die alarmierte Polizei erschien, schoß er, die Beamten erwiderten das Feuer. Kolnhofer wurde mindestens einmal ins Bein geschossen. Im Krankenhaus wurde sein Zustand später als ernst, aber stabil bezeichnet.

Nach Angaben des Anwalts Robert DeCoursey hat Kolnhofer erklärt, er stamme aus Kroatien und sei im Zweiten Weltkrieg zur deutschen Wehrmacht eingezogen worden. Die Sonderabteilung für die Ermittlung von NS-Verbrechern im Justizministerium der USA (OSI) berichtet dagegen, der nun 79jährige sei 1943 in die SS- Totenkopfverbände aufgenommen worden und habe zunächst zur Wachmannschaft im KZ Sachsenhausen, später im KZ Buchenwald gehört. Da er dies bei der Einwanderung in die USA im Jahre 1952 verschwiegen habe, soll ihm nun in einem am Dienstag eröffneten Verfahren die Staatsbürgerschaft aberkannt werden.

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