■ Mit 1996er Katastrophen auf du und du: Ohne Schutz
München/Berlin (dpa/taz) – Weltweit sind 1996 bei Naturkatastrophen über 11.000 Menschen ums Leben gekommen und Schäden von rund 60 Milliarden Dollar (rund 93 Milliarden DM) entstanden. Laut Münchner Rückversicherungs- Gesellschaft AG, der weltgrößten Versicherung für Versicherungen, kletterte die Zahl der größeren Schäden auf 600 (1995: 577). Die Rück registrierte 200 schwere Stürme, 170 Überschwemmungen, 50 Erdbeben, 30 Vulkanausbrüche sowie 150 Katastrophen wie Waldbrände, Dürren, Hitze- und Kältewellen, Erdrutsche und Lawinen.
Nur ein Bruchteil der Naturkatastrophen war versichert. Die von den Versicherungen weltweit zu tragenden Entschädigungen beliefen sich auf rund neun Milliarden Dollar. Damit lagen die versicherten Schäden 1996 wie bereits in den Vorjahren deutlich unter dem bisherigen Spitzenwert durch den 1992er Sturm „Andrew“ in Florida mit 24 Milliarden Dollar.
Größte Katastrophe 1996 war die Überschwemmung entlang des Jangtse in China. Rund 20 Millionen Menschen waren davon betroffen, über zwei Millionen verloren ihr Zuhause. Rund 2.700 Menschen ertranken oder starben durch Erdrutsche. Die volkswirtschaftlichen Schäden beziffert die Rück mit über 20 Milliarden Dollar. Nur knapp 400 Millionen Dollar waren durch Versicherungen gedeckt. Schwerstes Sturmereignis war 1996 der Hurrikan „Fran“ im Nordosten der USA. Er richtete Schäden von rund drei Milliarden Dollar an, von denen die Hälfte versichert war. Die Schäden aus Erdbeben und Vulkanausbrüchen blieben nach Angaben der Münchner Rück zufallsbedingt deutlich hinter den Durchschnittswerten zurück.
Im Vergleich zu den 60er Jahren hat die Münchner Rück rund fünfmal mehr Naturkatastrophen gezählt. Für die Volkswirtschaften würden inflationsbereinigt achtmal und für die Versicherungen 15mal höhere Schäden entstehen. Ein Hauptgrund sei die zunehmende Konzentration von Bevölkerung in immer mehr und größeren Städten, die häufig in Hochrisikozonen liegen. Zudem wirkten sich immer deutlicher die Veränderungen in Umwelt und Klima in vielen Regionen der Erde aus. Die Münchner Rück fordert seit Jahren die Eindämmung der vom Menschen verursachten Umweltveränderungen.
Den amerikanischen Rückversicherern werden die Naturkatastrophen mittlerweile zu teuer. Nationwide Insurance Enterprise, fünftgrößter amerikanische Rückversicherer, versichert an der sturmgeplagten Ostküste zwischen Maine und Texas überhaupt keine Gebäude mehr. In der Nähe dieser Küstenlinie lebt mehr als die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung.
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