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FDP-Vorsitzender für Abitur nach 12 Jahren

■ Wolfgang Gerhardt versucht sich nach langer Zeit wieder als Bildungspolitiker

Bonn (taz) – Der FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt hat eine grundlegende Reform des deutschen Bildungssystems gefordert. Schüler sollten in ganz Deutschland zukünftig nach zwölf Jahren Abitur machen können, schlug Gerhardt am Donnerstag in Bonn vor. Die für die Schulpolitik zuständigen Länder sollten Vorschläge dazu machen, wie dies durch eine bessere Unterrichtsversorgung möglich werden könnte. Die Reform des Abiturs sei „unabdingbar“ für die Zukunftschancen der jungen Generation.

Gerhardt forderte die Hochschulen auf, Strafgebühren für Langzeitstudenten einzuführen. Diese Gebühr sollten die Studenten zahlen, die die Regelstudienzeit überschritten, obwohl das Studium nachweislich in der Regelzeit zu bewältigen sei. Berücksichtigt werden sollten jedoch auch Auslandssemester und das Engagement in der Selbstverwaltung der Universität. Generell sollte es für ein Erststudium keine Studiengebühren geben, betonte Gerhardt.

Der ehemalige hessische Kultusminister regte eine zusätzliche Prüfung der Studenten nach dem zweiten Semester an. Sie sollte in erster Linie der Orientierung der Studentinnen und Studenten dienen und bei Nichtbestehen nicht notwendigerweise einen Zwangsabbruch des Studiums bedeuten. Nach den Vorschlägen Gerhardts sollen zudem die Hochschulen mehr Möglichkeiten haben, ihre Studenten auszuwählen. Dazu seien jedoch Zugangsprüfungen nicht sinnvoll. Vielmehr könne die Auswahl etwa durch Auswahlgespräche oder die Gewichtung einzelner Abiturnoten erfolgen.

Die Besoldung oder Vergütung des wissenschaftlichen Personals wie der Professoren solle abhängiger von deren Leistung in Forschung und Lehre werden, fordert Gerhardt in einem Diskussionspapier zur Bildungsreform. Möglich wäre die Festlegung eines Grundgehalts und die Zahlung variabler Zuschläge bei entsprechender Leistung. Gerhardt beklagt in seinem Papier, daß deutsche Hochschulsystem sei überreguliert, unterfinanziert und unausgewogen, da es zuwenig Studienplätze an Fachhochschulen gebe. Fachhochschulen sollten berufsbegleitende Studienfächer einrichten, mit denen Abiturienten während oder nach ihrer betrieblichen Ausbildung ihr Diplom erreichen können, ohne daß sie ihren Ausbildungsoder Arbeitsvertrag unterbrechen müssen.

Die Bundeswehr soll nach den Vorstellungen der baden-württembergischen FDP-Spitze in eine Freiwilligenarmee umgewandelt werden. Über einen entsprechenden Antrag des Landesvorstands wird der Dreikönigsparteitag der Südwest-Liberalen am Sonntag in Stuttgart entscheiden. Landeschef Walter Döring sagte gestern, die allgemeine Wehrpflicht solle grundsätzlich beibehalten, jedoch ab dem Jahr 2002 ausgesetzt werden.

Gegen die völlige Abschaffung der Wehrpflicht spricht laut Döring, daß ein solcher Schritt bei einer geänderten Sicherheitslage nur schwer wieder rückgängig zu machen wäre. Im Anschluß an den Parteitag hält die Bundes-FDP am Montag ihr traditionelles Dreikönigstreffen ab. In der Stuttgarter Staatsoper wird die gesamte liberale Prominenz erwartet. Philipp Gessler

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