: Schneider bald vor Gericht
Staatsanwaltschaft hat die Anklage fertig und jetzt beim Gericht eingereicht ■ Aus Frankfurt Klaus-Peter Klingelschmitt
Noch sitzt der Baulöwe hinter Gittern – in der U-Haftanstalt Preungesheim. Doch bereits in den kommenden Monaten wird der mutmaßliche betrügerische Bankrotteur und Immobilienspekulant Dr. Jürgen Schneider in die Manege müssen. Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt hat ihre Anklageschrift gegen Schneider und seine Ehefrau Claudia Schneider- Granzow, eine mehrere hundert Seiten dicke Akte, schon Ende Dezember dem zuständigen Landgericht zugestellt. Die Kammer am Landgericht wiederum gab gestern die Anklageschrift in mehreren Kopien an die Beschuligten und deren Anwälte weiter.
Über eine Zulassung der Anklage wird die Kammer allerdings erst dann entscheiden, wenn ihr die Stellungnahmen der Änwälte vorliegen. Daß sich Schneider vor Gericht wird verantworten müssen, gilt in Justizkreisen als sicher.
Darüber, was nun in die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft steht, schwieg sich der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Job Tillmann, gestern allerdings noch aus. Erst müsse sicher sein, daß allen Verfahrensbeteiligten die Anklageschrift zugestellt wurde. Danach könne die Öffentlichkeit informiert werden. „Im allgemeinen rechnet man damit, daß Schneider wegen betrügerischen Bankrotts, Untreue und Urkundenfälschung angeklagt worden ist“, behauptete die FAZ allerdings schon in ihrer Freitagsausgabe. Neben Schneider und seiner Frau sollen sich nach dem Willen der Staatsanwaltschaft auch noch ein Geschäftsmann aus dem Iran und ein ehemaliger Mitarbeiter der Schneider GbR vor Gericht verantworten.
Schneider und seine Frau waren im Mai 1995 nach einer „Zielfahndung“ des BKA in Miami (USA) festgenommen und im Februar 1996 nach Deutschland ausgeliefert worden. Monatelang hatten Schneider und Schneider nach ihrer Flucht aus Deutschland im April 1994 die Fahndungsbehörden genarrt und 250 Millionen Mark – unbehelligt von Polizei und Kopfgeldjägern – in der Schweiz deponieren können.
Durch die vorangegangene Pleite seines Immobilienimperiums (Schneider AG und Schneider GbR) mit Liegenschaften vor allem in Frankfurt und Leipzig und die anschließende Flucht von Schneider und Schneider ins Ausland, blieben fast 2.000 Geprellte, vor allem Handwerker, als Gläubiger auf ihren Forderungen sitzen. Insgesamt hinterlassen haben sollen Schneider und Schneider knapp sechs Milliarden Mark Schulden. Das Geld hatten ihnen Banken, allen voran die Deutsche Bank, oft ohne ausreichende Prüfung geliehen. Dem zu erwartenden Prozeß werden die Banken deshalb mit gemischten Gefühlen verfolgen. Schneider hat bereits angekündigt „auspacken“ zu wollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen