Rackwitz Aluminium kann vorerst weiterwalzen

■ BvS, Länder und Banken wollen den sächsischen Konkursbetrieb des Gesamtmetallers Gottschol erst mal retten. 450 Arbeitsplätze zunächst gesichert

Berlin (taz) – Vor dem Hochhaus der Treuhand-Nachfolgerin BvS würde sich eine Imbißbude lohnen. Alle paar Wochen marschieren dort Hundertschaften von ArbeitnehmerInnen der ruinierten Betriebe in Ostdeutschland auf, um für ihre Arbeitsplätze zu demonstrieren. Gestern kamen rund zweihundert ArbeiterInnen der Rackwitz Aluminium GmbH aus Sachsen. Ihr ehemaliger Chef, der Unternehmer und Gesamtmetall- Ehrenpräsident Hans-Joachim Gottschol, hatte am 17. Dezember Gesamtvollstreckung (Konkurs) angemeldet. Für Rackwitz ebenso wie für drei weitere Unternehmen der Gottschol-Gruppe fehlte dem Gesamtmetaller die Liquidität.

Einige Stockwerke über den Arbeiterinnen saßen Vertreter der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), der Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt, verschiedener Banken aus Ost- und Westdeutschland und der Sequester von Rackwitz Aluminium zusammen. Nach stundenlangen Verhandlungen konnten sie sich immerhin einigen, „die Voraussetzung einer Anschubfinanzierung zu schaffen“. Die BvS sei „unverändert bereit, zum Erhalt des Unternehmens [...] beizutragen“. Wieviel sich die BvS und die Länder das kosten lassen, wollte gestern keiner der Beteiligten mitteilen.

Am 3. Januar hatten mehrere Banken zugesagt, 15 Millionen Mark Kredit zu gewähren, wenn die Länder und die BvS mitzögen. Immerhin stehen in Rackwitz und dem dazugehörenden Betrieb Folien GmbH in Merseburg 450 Arbeitsplätze auf der Kippe. Die Rackwitz Aluminium sei bis Mitte Juni 1997 ausgelastet, sagte gestern Bernd Kruppa, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. Die Aufträge könnten aber nur abgearbeitet werden, wenn schnell Geld in den Betrieb fließe. Das zu verarbeitende Aluminium müsse zum Großteil vorfinanziert werden.

Langfristig wird Rackwitz rund 70 Millionen Mark benötigen, um zu überleben. Als Gottschol den Betrieb im Frühjahr 1994 übernommen hatte, stattete ihn die Treuhand mit 115 Millionen Mark für Investitionen aus. „Aus Eigenmitteln hat Gottschol nachweislich selbst nicht investiert“, sagte Kruppa. Auch mit dem Eigenkapital geizte der ehemalige Gesamtmetallchef: Nur 100.000 Mark legte er statt der vereinbarten fünf Millionen in dem Unternehmen fest. Ulrike Fokken