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Widersprüche des M. Wolf

■ Er wollte Willy Brandt „enttarnen“

Düsseldorf (taz) – Der in Düsseldorf angeklagte ehemalige Leiter der Ostberliner DDR-Spionagezentrale, Markus Wolf, war entgegen seiner öffentlichen Darstellung offenbar besonders eifrig bemüht, den früheren Berliner SPD- Bürgermeister Willy Brandt durch eine gezielte Kampagne des Stasi- Ministeriums Ende der 50er Jahre zu kompromittieren.

Als Werkzeug sollte dem Ostberliner Spionagedienst dabei der in Leipzig lebende Georg Angerer dienen, der Brandt aus gemeinsamen Emigrationszeiten in Skandinavien kannte und der Gestapo später als Dolmetscher diente. Obwohl der in U-Haft gehaltene Angerer keine Belege für eine Zusammenarbeit Brandts mit der Gestapo vorzubringen wußte, schlug Wolf in einem Brief an Stasi-Minister Erich Mielke zwei Monate nach der schriftlich verfaßten Aussage Angerers eine „Aktion zur Enttarnung“ Brandts mittels einer Pressekonferenz vor.

Nach der Verlesung der Angerer-Aussage, in der dieser Brandt als „Brandstifter des Friedens“ und „Trotzkist“ beschimpft hatte, sagte Wolf gestern im Gerichtssaal, sein „politischer Verstand“ habe ihm nach der Lektüre dieser Aussage seinerzeit sofort gesagt, daß man den Text nicht verwenden könne – zumal Angerer ein „Gestaposcherge“ gewesen sei.

Aus dem Brief an Erich Mielke geht indes hervor, daß er sich der Aussagen zwei Monate später doch bedienen wollte, sie ihm aber noch „zu allgemein und oberflächlich“ erschienen. Befragt wurde Markus Wolf zu diesem Widerspruch gestern allerdings dann doch nicht. J. S.

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