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Der Ritt über das Binnenmeer

■ Am Wochenende stürmten die Massen auf das 25 Zentimeter dicke Eis

Sonntags in aller Herrgottsfrühe hat der Wecker geklingelt. Sternförmig sind vier beleibte Kumpanen zur Alster gefahren. „Halligalli auf dem Eis“ ist das Ziel der Clique, die sich nun frierend in der Winterlandschaft umsieht. „Wär besser, die Party in den Sommer zu verlegen“, witzelt der Munterste von ihnen und flucht auf den Anführer, der die Idee zu dem Ausflug hatte und sich bisher nicht blicken läßt.

Obwohl es zu Hause gemütlicher gewesen wäre, haben sich zehntausende Vermummte am Wochenende auf der zugefrorenen Alster kalte Füße geholt. Anstatt den Blick über die 160 Hektar große eisige Weite zu genießen, strebten die Menschen mit roten Nasen dem Budenzauber in der Mitte der Alster zu. In der engen Gasse zwischen den Wurst- und Punschständen standen sie 20 Minuten lang Schlange für einen heißen Drink.

Bei einer Schlacht in der Umweltbehörde waren am Donnerstag nur 150 Konzessionen für die Beköstigung mit Würstchen und Glühwein ausgegeben worden. „Eigentlich wiederholt sich alles“, sinnierte eine kauende Schülerin mit Stirnband neben einem Grill. Auf welche andere Hamburger Volksbelustigung sie dabei anspielte, blieb offen.

„Wenn man vom Müll absieht, fühlt man sich in Handkes Ritt über den Bodensee versetzt“, urteilte eine Frau auf Schlittschuhen. Bei Handke wird der Reiter am Ende von einem Herzinfarkt ereilt; die Stadtreinigung war jedoch trotz rund 18 Tonnen Abfalls guter Dinge, weil ihre Beschäftigten wegen des Alstereinsatzes Freikarten für „Buddy Holly“ erhalten haben. Die Meteorologen orakeln übrigens, daß die 25 Zentimeter dicke Eisschicht auch am nächsten Wochenende noch trägt. Elsa Sagmann

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