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Eine Alternative zur Nacht in der U-Bahn

■ Die Kreuzberger Jacobi-Gemeinde bietet die einzige Notübernachtung für obdachlose Frauen. Obdachlose Frauen sind einsamer als Männer ohne Wohnung

In den Kellerräumen stehen schlichte Betten aufgereiht. Ein Tisch mit freundlich geblümter Wachsdecke und ein langer Heizkörper sorgen für eine warme und gemütliche Atmosphäre. Zehn obdachlose Frauen können jede Nacht in der Kreuzberger St.-Jacobi-Gemeinde einen Schlafplatz finden. Auch Duschen und eine warme Mahlzeit werden angeboten. „Keine Gewalt, keine Drogen, keine Männer“ lauten die Regeln, die befolgt werden müssen.

Die Notübernachtung, die in den Wintermonaten täglich zwischen 7 Uhr abends und 8 Uhr morgens geöffnet hat, sei eine „gute Idee“, findet die 34jährige Iwana, die bereits seit einigen Jahren auf der Straße lebt. „Manchmal übernachte ich hier, manchmal bei Kumpels“, erzählt sie. Wenn sich in der Kälte einmal gar kein Schlafplatz findet, fährt sie am Wochenende die ganze Nacht hindurch mit der U-Bahn oder läuft durch die Stadt.

Trotz klirrender Kälte sind längst nicht alle Übernachtungsmöglichkeiten für Obdachlose voll belegt. Auch in der Kreuzberger Einrichtung, die als einzige ausschließlich für Frauen gedacht ist, bleiben häufig Betten leer – was sich die beiden Betreuerinnen Silke Wonneberger und Angelika Grigat nur schwer erklären können. Die Adresse hänge schließlich in sämtlichen Wärmestuben aus und könne auch über das Kältetelefon erfragt werden.

Allerdings geht es auch in der Kreuzberger Einrichtung nicht immer nur friedlich zu. Denn auch hier treffen unterschiedlichste Frauen aufeinander. Viele der 18- bis 60jährigen müssen sich schon seit Jahren auf der Straße behaupten. „Obdachlose Frauen sind einsamer als Männer“, weiß Wonneberger. Obwohl viele Frauen regelmäßig und über Jahre hinweg in Kreuzberg übernachten, bilden sich keine Freundschaften.

Iwana kann das bestätigen. Solidarität sei selten, sagt sie. „Ich habe mit einer anderen zusammen gebettelt, und die ist dann mit dem Geld abgehauen.“ Eine eigene Wohnung wünscht sich Iwana vor allem wegen ihres Kindes, das bei Pflegeeltern lebt.

In der Notübernachtung, die für ihren Unterhalt vom Bezirksamt 50.000 Mark im Quartal erhält, können Frauen auch über längere Zeit hinweg einen Schlafplatz finden. Dennoch bleibt diese Form der Betreuung nur eine Notlösung. „Unsere Hilfsmöglichkeiten sind begrenzt“, beklagt Wonneberger. „Wichtig wäre es, die Frauen zum Beispiel auch bei Behördengängen zu begleiten.“ Zudem macht der Winter auch tagsüber keine Pause. Und Tagesangebote für Obdachlose fehlten, erklärt die Sozialarbeiterin. „Es fällt mir schon schwer, die Frauen morgens in die Kälte zu schicken und dann in meine warme Wohnung zurückzukehren“, fügt sie hinzu. Sandra Niemann (epd)

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