Grüne Woche als Marktplatz

■ Die grüne Woche soll von der Freßmesse zur Aufklärungsmesse für die Verbraucher mutieren. Agrarpolitische Themen stehen dieses Jahr im Vordergrund

Die 62. Internationale Grüne Woche steht in diesem Jahr ganz im Zeichen einer intensiven Verbraucheraufklärung und der Suche nach neuen Wegen in der Agrarpolitik. Vom 17. bis 26. Januar werben in den Berliner Messehallen 1.200 Aussteller aus 60 Ländern um das Vertrauen der Konsumenten. Berichte über Salmonellen in Eiern, Schweinepest, Tiertransporte oder Rinderwahnsinn haben gewirkt.

Die Verbraucher seien verunsichert in bezug auf die Reinheit der Lebensmittel, stellte kürzlich der Hauptgeschäftsführer der Centralen Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA), Antonius Nienhaus fest. Der Lebensmittelhandel werde deshalb nicht umhin kommen, mehr auf den Konsumentenwunsch nach frischen Spezialitäten aus den Regionen mit kurzen Wegen einzugehen. Bisher gelte wegen des harten Wettbewerbs das Interesse großen Warenmengen mit entsprechenden Rabatten.

Die Verbraucher wollen wissen, was in den Lebensmitteln drin ist. Ob deutsche, niederländische oder französische Anbieter, alle haben die Bedeutung von Gütezeichen mit verbürgter Produktreinheit als Absatzargument erkannt und wollen ihre Qualitätszeichen in Berlin herausstellen. Der Deutsche Bauernverband plädiert für einen offenen Dialog, um das Vertrauen der Mitbürger wieder zu gewinnen.

Neben der Verbaucherschau hat die Diskussion über die Agrarpolitik traditionelle große Bedeutung. Der scheidende Bauernpräsident Constantin Freiherr von Heereman sagt: „Die Grüne Woche ist im Laufe der Zeit vom Testplatz für Nahrungsmittel auch zum Testplatz für agrarpolitische Meinungen geworden.“ Auf dem Programm stehen rund 250 Fachveranstaltungen. Diskutiert wird über ökologischen Landbau, nachwachsende Rohstoffe und den Zusammenhang von Rentabilität und Umweltschutz. Erstmals stellt sich der „No-Till-Club“ vor, der einen Ackerbau ohne Pflug propagiert, da dies umweltschonender und kostengünstiger ohne Ertragseinbußen sei, erläutert Axel Thimm von der Messe Berlin.

Kurz vor Beginn der Messe hat Sachsen die Diskussion begonnen und auch mit Blick auf die Osterweiterung der europäischen Union mehr Markt und weniger Subventionen in der Landwirtschaft gefordert. Thema des 4. Ost- West-Agarforums ist „Osteuropa und die EU – Wirtschaftliche Kooperation und politische Annäherung“. Die starke fachliche Ausrichtung der Grünen Woche zeige sich daran, daß neben der Fachmesse Fruit Logistica und der Heim-Tier-Pflanze 97 erstmals die PizzaTec stattfinde, eine Veranstaltung für Pizza-Hersteller, Anbieter von Technik und Ausstattung, sagt Thimm. In der immer gut besuchten Tierhalle finden diesmal drei Tierschauen statt: die 3. Bundesschau Kaltblutpferde, die Sonderschau moderne Schafnutzung und die Bundesschau Schafe mit der Deutschen Schafschur-Meisterschaft. Die Blumenhalle ist mit 60.000 blühenden Pflanzen geschmückt. Thorsten Gehrke, dpa