: CDU: Autos sollen durch Neubau rollen lassen
■ Verkehrskonzept der Unionsfraktion gefährdet Bauprojekt am Bahnhofsvorplatz
Die CDU-Fraktion stellt das Neubauprojekt auf dem Bahnhofsvorplatz zwischen dem Columbus Hotel Mercure und dem Tivoli-Hochhaus in der bisher geplanten Form in Frage. Den Christdemokraten ist die vorgesehene Führung des Autoverkehrs in einer sogenannten Doppel-T-Kreuzung zwischen Gustav-Detjen-Allee, Breitenweg und Herdentorsteinweg ein Dorn im Auge. Sie wollen den Verkehr ohne Schlenker direkt in einem Straßenzug von Norden her Richtung Innnenstadt fließen lassen. „Dann muß das Gebäude eben kleiner werden“, gab der Vorsitzende Ronald-Mike Neumeyer die Position wieder, auf die sich die Fraktion in ihrer Klausur verständigt hatte, „oder der Verkehr muß durch das Gebäude fließen“.
Die Planer, die gerade dabei sind, den Bebauungsplanentwurf mit Beirat, Anwohnern und anderen Beteiligten abzustimmen, sind erstaunt. Mit neuen Forderungen würde der ohnehin schon knappe Zeitplan für das auf zwischen 100 und 200 Millionen Mark Investitionssumme veranschlagte Projekt (geplante Eröffnung: Herbst 1999, rechtzeitig zur Weltausstellung 2000) gesprengt. „Welcher Investor spielt da mit?“, fragt Lothar Wenke vom Amt für Straßen-und Brückenbau. Denn für den potentiellen Bauherren Bilfinger und Berger sind besonders die ebenerdigen Ladenflächen interessant.
Würde Grundfläche zugunsten der Straßenführung abgeknapst, „müßte man das Projekt neu überdenken“, so der Makler Thomas Grünwald von Hahm-Brieger & Co, der bisher mit nach eigenen Angaben positiver Resonanz für Bilfinger und Berger Mieter für den Neubau sucht. Bisher rechnet Grünwald mit 15.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 10.000 Quadratmetern für Büros.
Ein Bilfinger-Vertreter weist Gerüchte zurück, man sei sowieso nicht mehr an dem Neubau interessiert. Allerdings müsse sich das ganze natürlich rechnen. Bei der Bremer Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die für die Stadt die Verhandlungen über den Grundstücksverkauf führt, hält man ebenfalls eher das Zaudern der Politik für das Problem als eine Unsicherheit des Investors.
Nach Meinung von Planern würden die Vorstellungen der CDU-Fraktion auch das gesamte städtebauliche Konzept zur Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes in Frage stellen, das seit 1995 festgeklopft ist. Schon der Zank darüber, ob vor dem Gebäude auf dem Bahnhofsvorplatz auch die Straßenbahnlinie 4 rollen wird oder nicht, hatte das Neubau-Projekt um fast ein Jahr verzögert. Im unionsgeführten Bauressort sind die Wünsche der CDU-Fraktion allerdings noch nicht angekommen. Derzeit arbeitet man im Hause von Bausenator Bernt Schulte (CDU) daran, die verschiedenen, auf 50 Millionen Mark geschätzten Verkehrsbaumaßnahmen vor dem Bahnhof (Verlegung des Omnisbusbahnhofes, Neuführung der Straßenbahngleise, neue Taxizufahrten zum Bahnhof, Neugestaltung des Breitenwegs) in einer Vorlage für die Wirtschaftsförderungsausschüsse zusammenzufügen: An der Doppel-T-Kreuzung hält man dabei fest.
Noch ist aber unklar, ob der Neubau überhaupt kommt und wie er aussehen soll. Bilfinger und Berger wartet auf die politischen Vorgaben des Bebauungsplans, ehe man eine genaue Kalkulation machen kann. Sicher scheint jedoch, daß das Gebäude nicht so gebaut wird, wie es der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs vorsieht. Hier war nämlich in der Linie Bahnhofseingang / Herdentorsteinweg ein breiter Durchbruch zwischen zwei separaten Gebäudeteilen unter einem 18 Meter hohen Glasdach geplant. „Städtebaulich interessant“, hieß es bei Bilfinger, „aber zu teuer. Das haben wir kalkuliert.“ Dasselbe gelte für die gewünschten unterirdischen Parkplätze.
Der Beirat Mitte, der am Montag abend eine Stellungnahme zu dem Bebauungsplanentwurf abgab, besteht aber auf einer attraktiven Lösung und will sich nicht mit einer „Mauseloch-Passage“ durch den Neubau zufrieden geben. Ehe dieses attraktive Grundstück mit einer Billig-Lösung bebaut würde, sollte man lieber auf eine Bebauung verzichten. jof
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen