: Contra: Ein sinnloser Notnagel
■ Batteriefahrzeuge können die Verkehrsprobleme nicht lösen. Die krankmachenden Emissionen entstehen anderswo
Der Batterieantrieb ist älter als sein Konkurrent. Der Verbrennungsmotor hat sich aber durchgesetzt, weil er leistungsfähiger und billiger ist. Wer packt schon einen 500 Kilo schweren Tank ins Auto, wenn er mit 5 Kilo weitaus billiger genausoweit fahren kann? Diese Nachteile des E- Antriebs werden bestehenbleiben – wenn man es nicht als Vorteil ansieht, daß die Batterie nach bescheidener Fahrtstrecke leer ist. Damit wird das E-Auto zum Stadtauto, zum Zweit- oder Drittwagen, das sein Einsatzfeld dort hat, wo es in Konkurrenz zum ÖPNV gefördert werden müßte. Und Busse zahlen Mineralölsteuer, Batteriefahrzeuge nicht.
Städtische Verkehrsprobleme aber kann das Elektroauto kaum lösen. Denn diese bestehen ja nicht nur in der – zunehmend von Lastwagen verursachten – Luftverschmutzung. Lärmseitig ist der E-Antrieb kaum besser als ein Benzinmotor. Ab 40 Stundenkilometern dominiert der Reifenlärm. Der ist beim E-Mobil stärker, weil es schwerer ist. Platz zum Fahren und Parken braucht es ebensoviel. Die Unfallrisiken hängen nicht vom Antrieb ab. Bleibt der Vorteil der am Einsatzort fehlenden Schadstoffemissionen, von denen durch die oft benzinbetriebene Fahrzeugheizung einmal abgesehen. Allerdings sind die innerstädtischen Entlastungspotentiale gering. Dieselruß, das Kanzerogen mit dem größten Handlungsbedarf, wird zu über 80 Prozent von Lkw verursacht. Zehn Prozent E-Autos brächten deshalb gerade einmal zwei Prozent Entlastung.
Die Emissionsfreiheit wird aber mit erheblich höherem Klimagasausstoß bei der in Deutschland überwiegend fossilen Stromproduktion für die Batterieaufladung erkauft. Nur in Ländern mit hohem Atomstrom- oder Wasserkraftanteil ist die Bilanz günstiger. Solarstrom? Er ist ein hervorragender Ersatz für Kohlestrom. Warum sollte er fürs Autofahren verschwendet werden?
Und wenn nach zwei bis drei Jahren eine neue Batterie fällig wird? Recyclingfähigkeit, sicher. Aber Recycling bedeutet durchaus nicht, daß hierbei keine Umweltbelastungen und -risiken entstehen.
Fazit: Das Batteriefahrzeug ist nicht „alternativ“. Es ist der letzte Notnagel für Autoabhängige. Ein Subventionsgrab zugunsten Besserverdienender. Ein Klimakiller. Hermann Blümel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen