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15 Pestizide sollen geächtet werden

■ UN-Kommission entwirft Vertrag zum Verbot langlebiger Gifte

Berlin (taz) – Die europäische und US-amerikanische Industrie haben sich mit ihren Regierungen auf Verhandlungen zum Ausstieg aus einer Reihe von Pestiziden geeinigt, die sich bei Mensch und Tier gefährlich anreichern. Bei fünftägigen Verhandlungen in Genf, die die Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (UN- ECE) organisierte, wurde gestern eine Liste mit 15 besonders gefährlichen Giften festgelegt. Deren Einsatz soll geregelt werden. Dazu gehören Dioxine, Furane, DDT, Endrin, Hexachlorbenzol und PCB. Nicht einigen konnten sich Regierungen und Industrie allerdings über Lindan, Pentachlorphenol und einige Parrafine. Lindan ist eines der am häufigsten eingesetzten Pestizide in Großbritannien.

Lars Nordberg von der UN- ECE sagte in Genf, die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse über eine Schwächung des Immunsystems, der geistigen Entwicklung und der Zeugungsfähigkeit durch die Chemikalien hätten die Einigung über die Liste erst möglich gemacht. Vor allem Berichte über sinkende Spermienzahlen bei Männern in Industrieländern hatten die Öffentlichkeit aufgeschreckt. Die Verabschiedung eines entsprechenden Vertragsprotokolls für die 54 europäischen, asiatischen und amerikanischen Mitgliedstaaten der UN-ECE wird für Frühjahr 1998 angestrebt. Die UN-ECE hat bislang vier Konventionen und fünf Protokolle zu grenzüberschreitenden Umweltproblemen und industriellen Katastrophen zustande gebracht.

Die Bemühungen um ein Verbot vieler dieser Chemikalien laufen seit dem Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro. Seit langem ist bekannt, daß sich die Gifte im Fettgewebe von Mensch und Tier anreichern. Sie stehen zum Teil auch im Verdacht, Krebs zu erregen. Aber immer wieder hatte es die Industrie verstanden, ernsthafte Verhandlungen über den Ausstieg aus langlebigen Giften zu verhindern. ten

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