Kommentar: Knete für die Fete
■ Das Geld des Investors: Konzepte fürs Viertel statt Konkurrenzkampf
Eine Millionenofferte droht zur Zerreißprobe und zur Beschäftigungstherapie zugleich zu werden. Zwei Millionen Mark sollen die sozialen Einrichtungen im Schanzenviertel dafür bekommen, daß es keine öffentliche Teilnutzung des Wasserturms geben wird. Auf Zusammenarbeit angewiesene Initiativen können da leicht zu Konkurrenten werden, die mit harten Bandagen interne Verteilungs-Kämpfe ausfechten.
Aus Sicht des Investors und mancher Politiker mag dies ein nicht unbeabsichtigter Nebeneffekt sein. Doch es gibt Wege, der Falle zu entkommen, wenn der warme Geldsegen den Widerstand gegen den Turm nicht aufweicht, sondern Protest und soziale Quartiers-Konzepte Hand in Hand gehen.
Voraussetzung dafür ist, das Geld nicht einfach an die zu verteilen, die am lautesten danach schreien. Voraussetzung ist auch zu klären, was das Viertel wirklich braucht.
Die Verteilung der Millionen bringt die Initiativen erst einmal an einen gemeinsamen Tisch. Wenn nicht in Vergessenheit gerät, daß die Ablaßzahlung des Investors die Probleme im Viertel kaum lösen und nicht jede Einrichtung von dem begrenzten Betrag langgehegte Wünsche finanzieren kann, sollte der runde Tisch eine Chance sein, gemeinsam Konzepte für die Probleme des Quartiers zu entwickeln.
Noch ist offen, ob der „Judaslohn“ spaltet oder verbindet. Doch die Chance, das Geld sinnvoll zu nutzen, ist gegeben. Denn im Schanzenviertel gilt wie im Rest von Hamburg auch: Ohne Knete keine Fete.
Marco Carini
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