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Millionenspiel an der Schanze

Geld her und weiterkämpfen: Heftiger Verteilungskampf der Schanzen-Inis um den „Judaslohn“ für das Hotel im Wasserturm  ■ Von Marco Carini

Der Run auf das Geld des Wasserturm-Investors Joachim Ernest Storr hat eingesetzt. Längst haben die meisten Initiativen im Schanzenviertel damit begonnen, die zwei Millionen Mark, mit denen sich der Architekt von der einst zugesagten öffentlichen Teilnutzung des Wasserturms losgekauft hat, unter sich zu verteilen – und das gleich mehrfach. Ein afrikanisches Zentrum und ein Stadtteiltreff sollen her, die Drogenarbeit gestärkt sowie Kinder- und Jugendprojekte gefördert werden.

Umittelbar nach Bekanntwerden des städtebaulichen Vertrags, der Storr erlaubt, den Wasserturm zum Hotel umzubauen, wenn er „sozialen Einrichtungen“ zwei Millionen Mark zur Verfügung stellt, war noch von „Judaslohn“ und „Ablaßzahlung“ die Rede. Inzwischen gibt sich die Initiativ-Szene pragmatischer. Die linke Hand wird noch zur Faust geballt, die rechte aber weit aufgehalten. „Man kann die zwei Millionen annehmen und den Wasserturm-Umbau trotzdem bekämpfen“, bringt Michael Herrmann, Geschäftsführer der Lerchenhof-Genossenschaft, die Strategie vieler Inis auf einen knappen Nenner.

Wie der Verteilungskampf ausgeht, darüber gibt es recht unterschiedliche Prognosen. Während Eimsbüttels Bezirksamtschef Jürgen Mantell eine „friedliche Einigung“ erwartet, klagt etwa Sonja Waldmann vom Kinderhaus Sternipark: „Die Initiativen gehen wie Haie aufeinander los.“

Einig sind sich diese nur in einem Punkt: Projekte müssen es sein, die den Bedürfnissen der AnwohnerInnen nützen. Und die sieht Rainer Schmidt von der Drogen-Ambulanz „Palette“ vor allem in einer Entspannung der Konflikte, die die Vertreibung schwarzafrikanischer Kleindealer von St. Georg ins Schanzenviertel durch die städtische Platzverweis-Politik mit sich gebracht hat: „Die Angst um die Kinder und die Anmache von Frauen sind die Hauptprobleme.“

Auf einem ersten Initiativentreffen wurden jetzt drei Arbeitsgruppen eingerichtet, die präzisieren sollen, was das Schanzenviertel braucht, „damit hier nicht eines Tages die Bombe hochgeht“ (Herrmann). So planen afrikanische Organisationen ein „afrikanisches Zentrum“ im Schanzelviertel. Bevorzugter Standort für das Projekt, daß sich vor allem um die Drogenszene und die zunehmenden Spannungen zwischen Deutschen und Afrikanern im Viertel kümmern will, ist das Erdgeschoß der sogenannten Leberhalle an der Schanzenstraße, Ecke Lagerstraße.

Drogeneinrichtungen wie „Palette“ oder „Fixstern“ wollen sich für „zusätzliche Fixerräume“ und eine Akkupunktur-Ambulanz für ausstiegswillige Kokain-Konsumenten starkmachen. Die Initiative „Sternchance“ hingegen will ein Stadtteilzentrum im ehemaligen „Norwegerheim“ zu Füßen des Fernsehturms einrichten, auf dessen Räumlichkeiten auch der Verein „Kinderhaus am Sternipark“ spekuliert. Doch was immer die Initiativen auch beschließen, über die Verwendung der Gelder bestimmen sie letztendlich nicht. „Das entscheide ich“, nimmt Bezirksamtschef Jürgen Mantell kein Blatt vor den Mund. Und fügt dann etwas leiser hinzu: „In engem Dialog mit dem Quartier.“

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