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Militär statt Polizei

■ In Albanien geht die Regierung mit Härte gegen die wütenden Anleger vor

Tirana (dpa/AP/taz) – Zum Schutz gegen aufgebrachte Kleinanleger hat das albanische Parlament den Einsatz von Soldaten beschlossen. Militär sicherte gestern das Gebäude des staatlichen Fernsehens und Rundfunks in der Hauptstadt. Auch die Nationalbank, die wichtigsten öffentlichen Gebäude in der Provinz und die Transitstraßen sollen von Soldaten bewacht werden. Innenminister Halit Shamata erklärte, der Truppeneinsatz sei notwendig, weil die Polizei aus Personalmangel nicht in der Lage sei, mit den wütenden Sparern fertig zu werden.

In Shkodra, 75 Kilometer nördlich von Tirana, demonstrierten gestern 4.000 Menschen friedlich für eine Entschädigung seitens des Staates. In der Stadt Peshkepi (250 Kilometer nordöstlich von Tirana) kam es dagegen zu neuen schweren Ausschreitungen. Aufgebrachte Demonstranten steckten wie in den Vortagen mehrere Behördengebäude in Brand, berichtete das staatliche Fernsehen. Die Opposition in Albanien verlangte erneut den Rücktritt der Regierung, die Einsetzung eines Expertenkabinetts und vorzeitige Neuwahlen. Sie beschuldigte die alleinregierende Demokratische Partei von Staatspräsident Sali Berisha, mit den dubiosen Anlagefirmen eng verbunden gewesen zu sein. Hunderttausende der 3,2 Millionen Albaner führten in den vergangenen Wochen zum Teil ihr gesamtes Vermögen an Anlagefirmen ab, die nun zahlungsunfähig sind. Die Regierung versprach inzwischen, vom 5. Februar an die umstrittenen Spareinlagen von rund 300 Millionen Dollar an die Anleger auszuzahlen.

Die Hintergründe einer Gefängnisrevolte in der Stadt Kavaja (60 Kilometer westlich von Tirana) blieben gestern unklar. Ein Häftling sei ums Leben gekommen, mehrere Justizbeamte und Gefangene verletzt worden, meldete der staatliche Rundfunk. Die Häftlinge hätten drei Polizisten als Geiseln genommen und die Zellen in Brand gesetzt. Die Polizei habe die Lage wieder unter Kontrolle.

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