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Ausstellung mit „Begleit-Maßnahmen“

■ CDU-Fraktionschef Neumeyer deutet Einlenken im Streit um die Untere Rathaushalle an

Im Vorfeld der anstehenden Entscheidung über die „Fachtagung“ zur Rolle der Wehrmacht bei den Verbrechen des Nazi-Regimes hat der Fraktionsvorsitzende der CDU, Ronald-Mike Neumeyer, Kompromißfähigkeit angedeutet. Während CDU-Politiker bisher für die umstrittene Austellung „Verbrechen der Wehrmacht“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung nur entfernte Orte wie das Lidice-Haus in Bremen-Vegesack als Ersatz für die Untere Rathaushalle in die Diskussion brachten, meinte Neumeyer gegenüber der FAZ, wenn es „einen anderen Ausstellungsort in der Innenstadt“ nicht gebe, dann müsse die Ausstellung eben in der Rathaushalle stattfinden und durch „begleitende Maßnahmen“ relativiert werden. Neumeyer erläuterte noch einmal die Kritik aus Sicht der CDU: Die Ausstellung spalte wegen ihrer einseitigen Sichtweise die Gesellschaft und berühre besonders ältere Menschen. Neumeyer kann sich als „begleitende Maßnahmen“ Diskussion-Veranstaltungen vorstellen oder auch zum Beispiel eine Ausstellung über „Soldatenschicksale im 20. Jahrhundert“.

In der vergangenen Woche hatte Bürgermeister Scherf in Bonn mit dem Haupt-Kritiker aus den CDU-Reihen, dem Landesvorsitzenden Bernd Neumann, ein Gespräch geführt, über dessen Ergebnis bisher nichts verlautete.

In München, wo die Ausstellung am 24. Februar vom dortigen Oberbürgermeister im Rathaus eröffnet wird, wollen die Kritiker am 1. März auf dem „Geschwister Scholl-Platz“ vor der Universität öffentlich demonstrieren. Dazu wird jedenfalls im Internet über das „Thule-Netz“ aufgerufen. Die Ausstellung des Hamburger Instituts sei „volksverhetzend“ und eine „anti-deutsche Schand-Ausstellung“ mit dem Ziel, „das Gedenken unserer Großväter - der deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges - zu verunglimpfen und in den Schmutz zu ziehen.“ Erwartet werden Teilnehmer aus ganz Deutschland. „Das Mitführen von Waffen“, heißt es in dem Internet-Aufruf, „ist verboten... Das Mitführen von Fahnen ist erwünscht.“ Der DGB will in München für den 1. März eine Gegendemonstration gegen den möglichen rechtsradikalen Aufmarsch organisieren.

Aufgrund diverser Absagen von Wissenschaftlern kann die in Bremen für den 26.2. geplante „Fachtagung“ über die Verbrechen der Wehrmacht in der vorgesehenen Form nicht stattfinden. Ursprünglich hatte die Landeszentrale für politische Bildung eine Tagung geplant, die im Mai stattfinden sollte. Das Rathaus hatte dieses Projekt „an sich gezogen“ (vgl. taz 29.1.) und die Liste der einzuladenden Fachleute übernommen; dazu war allerdings noch eine nach politischem Proporz ausgehandelte Koalitions-Liste von Militärs und anderen Betroffenen eingeladen worden. Hintergrund dieser Entscheidung: Während die Tagung der Landeszentrale zeitnah für die Ausstellungsbesucher und fachlich Interessierte eine kompetente wissenschaftliche Information zur Verfügung stellen sollte, plante das Rathaus nach dem Koalitionsstreit um die Ausstellung, den Kritikern aus den Reihen der Bremer CDU eine vermittelnde Plattform anzubieten. Der neben General Altenburg als wissenschaftlicher Leiter vorgesehene Berliner Prof. Wolfgang Benz hat nun besorgt im Rathaus nachgefragt, was von der Fachtagung bleibe nach der Absage verschiedener Fachhistoriker, unter anderem auch der vom Hamburger Institut für Sozialforschung.

Die Bemühungen des Rathauses, Jan Philip Reemtsma zum Überdenken seiner Absage zu bewegen, waren ohne Erfolg: Er debattiere gern über die Sache, hatte Reemtsma mitgeteilt, aber stehe nicht zur Verfügung, wenn die wissenschaftliche Fachtagung nur der Vorwand für einen vordergründigen politischen Streit um den Ausstellungsort sei. Der Vertrag, mit dem die Landeszentrale sich die Ausstellung für die Untere Rathaushalle gesichert hat, ist bisher gegenüber dem Institut jedenfalls nicht in Frage gestellt worden. K.W.

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