: „Wie ist das denn so, ohne Gehirn?“
■ Die „Nullnummer“-Crew von Bremen 4 machte im „Pier 2“ Hörfunk zum Zugucken
Sonntags zwischen 18 und 20 Uhr soll es auf „Radio Bremen 4“ lustig zugehen. Dafür sorgen vor allem Jens-Uwe Krause und Peter Mack in wechselnden Rollen. Krause kennt die Hörerschaft vor allem als greisen, rhetorisch unbegabten Möchtegern-Playboy Gisbert Geier. Mack gibt den weiblichen Gegenpart Hermine Plaschke, eine 76jährige Klatschbase mit losem Mundwerk. Am besten sind die beiden, wenn es um spontane Prominentenverarschung oder Hörerbeleidigung geht. Die einstudierten Sketche hingegen bewegen sich zumeist auf flachem bis unterirdischem Niveau. Da gehört schon einiges an Dreistigkeit dazu, ein Konzeptalbum aufzunehmen, damit auf die Bühne zu gehen und das Ganze auch noch live über den Äther zu schicken.
So geschehen am Sonntag im „Pier 2“. Das Album heißt „Ploppende Colts“, folgt grob einer Western-Thematik und wurde auf dem AG-Weser-Gelände einen Tag vor der Veröffentlichung vorgestellt. Es wurde einiges an Aufwand betrieben: Das „Achimer Kreisblatt“ veröffentlichte eine Sonderausgabe „von 1869“, es gab eine Gratis-CD für die zahlenden Gäste und einen VIP-Bereich für die Leute von der Gästeliste.
Dieser VIP-Bereich bot zwar weder mehr Komfort noch bessere Sicht als die teuren Plätze, aber die Getränkebestellung ging schneller. Und Getränkebestellung war wichtig, denn der gebotene Humor war größtenteils eine Mischung aus alten und ältesten Ka-mellen. Wenn Krause in der wenig originellen Rolle des zerstreuten Professors Dankwart von Hinten verkündete, daß die meisten Männer ihr Gehirn nicht im Kopf, sondern zwischen den Beinen hätten, gab es kalkuliertes Gejohle vom weiblichen Teil des Publikums und Gebuhe von den Herren. Ebenso uninspiriert die beiden Nummern der Gaststars Arnie und Bert, die ihren Humor aus schräg gesungenen, vermeintlich wörtlichen Übersetzungen englischsprachiger Hits beziehen. Wer über „Plop-plop-ploppen an die Himmelstür“ oder „Ich schoß den Sheriff“ lachen kann, kann über alles lachen.
Und so wurde über alles gelacht. Dank einer Videoleinwand konnte man sogar einzelnen jungen Mädchen im Publikum in Großaufnahme zusehen, wie sie mit leuchtenden Augen Hits wie Hermine Plaschkes Country-Hammer „Geh Kacken“ auswendig mitsangen.
„Ploppende Colts“ auf der Bühne war im wesentlichen eine reguläre Radiosendung zum Zugucken. Zu sehen gab es derweil nicht viel. Zwar war eine Western-Kulisse vorhanden, aber sie wurde kaum einbezogen.
Die beiden einzigen Momente, in denen zumindest komisches Potential steckte, waren die klassischen Radiorubriken „Presseschau“ und „Hörerduell“. Bei der Presseschau wurde live Mike Krüger angerufen und beschimpft, aber er erwies sich leider nicht als schlagfertiger Gesprächspartner. Im Hörerduell mußten „der Peter“ und „der Torsten“ via Telefon den Affen machen, auf daß der affigere eine Reise ins Fantasialand gewinne. Peter sang mit einem Schnorchel im Mund, der erkältete Torsten schneuzte „Alle meine Entchen“. Ein gefundenes Fressen für Gisbert Geier: „Torsten, wie ist das denn so, ohne Gehirn durchs Leben zu ziehen?“
Zum Schluß gab es noch ein Bonus-Konzert der erschreckend beliebten Deutschmacher Arnie und Bert, aber die jüngsten Zuschauer waren schon auf dem Heimweg und quängelten: „Papa, die klangen ganz anders als im Radio!“
Andreas Neuenkirchen
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