: Das Wetter – weltweit
Das internationale Projekt GLOBE vernetzt Schulen und ihre gesammelten Umweltdaten. Aus Hamburg sind drei Schulen dabei ■ Von Armin Struve
Der Schulgarten der Gesamtschule Stellingen macht zur Zeit einen eher tristen Eindruck: Ein Häuschen, ein Tisch, Stühle und ein paar noch unbegrünte Beete, die durch einen Weg aus Steinplatten unterbrochen werden. Jeden Schultag um 11.15 Uhr wird diese Stille unterbrochen. Dann kommen Kim und Christian aus der Klasse 8c, um Wetterdaten zu sammeln. Ein unscheinbares, hellgrünes Gefäß dient als Auffang für den Niederschlag. Am Häuschen hängt ein spezielles Thermometer, das die niedrigste und die höchste Temperatur der vergangenen 24 Stunden registriert. Noch ein kurzer Blick in den Himmel, und auch die Art der Wolken ist erfaßt.
Mit diesen Daten füttern die beiden den schuleigenen Computer, und hier fängt die Sache dann an, interessant zu werden: Denn die Aufzeichnungen, die an der Gesamtschule in Stellingen gesammelt werden, sind Teil des weltweiten GLOBE-Projektes.
Das wurde 1994 vom amerikanischen Vizepräsidenten Al Gore ins Leben gerufen, mit dem Ziel, möglichst umfangreiche Daten zu Klima, Wasser, Boden und Vegetation zu sammeln. Diese werden via Internet nach Boulder/Colorado in den USA gesendet, dort von einem Zentralrechner erfaßt und von WissenschaftlerInnen ausgewertet. 3000 Schulen aus 47 Ländern liefern zur Zeit täglich Daten in die USA. In Hamburg sind neben Stellingen noch das Gymnasium Ohmoor und die Gesamtschule in Bergedorf beteiligt.
Für Kim und Christian, die seit vergangenen August mit zwei weiteren SchülerInnen regelmäßig den Wetterbericht ins Internet schicken, ist es schon spannend, an einer weltweiten Aktion beteiligt zu sein. Und auch ihr Interesse für die Umwelt ist stärker geworden. Denn GLOBE bedeutet nicht nur das bloße Eingeben der verschiedenen Daten. Das vielfältige Angebot auf der Datenautobahn will auch dazu ermuntern, mit SchülerInnen und WissenschaftlerInnen aus anderen Ländern über die Umweltdaten und -probleme zu diskutieren.
Selbst wenn es dazu manchmal noch einer kleinen Einführung in Geographie bedarf: Ein US-amerikanischer GLOBE-Teilnehmer hatte sich die Januar-Aufzeichnungen aus Stellingen etwas genauer angeschaut. Die dichte Bewölkung und den Schnee erklärte er sich mit: „you are so close to the Alps“ (Sie sind so nah an den Alpen).
In Kürze werden sich die Stellinger auch ein Gerät anschaffen, mit dem die Bodenfeuchtigkeit gemessen werden kann. Und irgendwann, so hofft die Schule, kommt dann noch ein 30 mal 30 Meter großes Grundstück hinzu, auf dem Pflanzen und Tiere bestimmt werden können. Dann wäre die GLOBE-Meßreihe komplett.
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