: Bremen segnet eh'
■ Homosexuelle und wilde PartnerInnen können von evangelischer Kirche gebenedeit werden
Ob man/frau mit ihm oder ohne ihn glücklicher ist, wird nicht diskutiert. Grundsätzlich umstritten ist allerdings, ob man/frau ihn bekommt: den kirchlichen Segen. Im speziellen geht es seit dem Wochenende um eine Entscheidung der nordelbischen evangelisch-lutherischen Kirche, die neuerdings Lesben, Schwulen und unverheirateten Paaren das kirchliche Ritual zusagt. „In Bremen ist das kein Tabuthema und grundsätzlich möglich.“ So äußerte sich dazu gestern Peter Bick, Öffentlichkeitsreferent der Bremisch evangelischen Kirche, BEK.
Möglich macht dies die in Deutschland einzigartige Bremer Gemeindeautonomie, die den 69 evangelischen Kirchengemeinden Entscheidungsfreiheit in solchen Fragen gewährt. Ein allgemeines bremisches Verbot sei daher – genauso wie eine Art Rechtsanspruch – undenkbar, sagt Pastor Bick. Beispiele gebe es, einzelne liberale Gemeinden möchte er nicht nennen.
Deutscher Segenstourismus in Bremen ist nun keineswegs im Sinne der BEK. Eine Partnerin oder ein Partner des segenshungrigen Paares sollte vielleicht schon Mitglied in der ausgesuchten Gemeinde, dort womöglich engagiert oder zumindest bekannt und als segenswürdig erachtet sein. Auf kirchendeutsch: „Das Segnen muß ins seelsorgerische Umfeld passen“, so der BEK-Sprecher.
Peter Bick stellt sich ein dezentes Ambiente vor, in dem die Paare wie bei Zeremonien zu Silber- oder Goldenen Hochzeiten vor die PastorIn treten. Und zwar nicht etwa diskriminiert in der Sakristei, sondern im Kirchenhaus. Zusätzliche Kosten seien nicht abzugleichen, die Kirchensteuer decke dies ab. Bick: „Ein Gemeindemitglied hat doch Anrecht auf Versorgung.“
Die in Hamburg und Schleswig-Holstein zementierte Unterscheidung zwischen einfachem Segen und dem Segen bei Trauungen ist in Bremen also üblich und wird vorerst auch so bleiben. Da will sich auch die BEK nicht zu freiheitlich nach vorne wagen. „Homosexuelle Partnerschaften können wir ja nur als Ehe anerkennen, wenn dies der Staat tut“, so Bick. sip
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