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Rindfleisch für die ganze Welt

■ Die Schweiz verschenkt einen Teil ihrer unverkäuflichen Bestände an die Armen in der Alpenrepublik. Der Rest geht an Albaner, Bosnier und Kroaten. Angeblich sollen die Tiere BSE-frei gewesen sein

Freiburg (taz) – Die Schweizer haben den Glauben an das Gute im Rind von eidgenössischen Weiden noch nicht verloren. Zumindest ihre Behörden nicht. Nach einem Beschluß des Berner Bundesrates vom Dezember soll die Schweizer Qualitätsware nun den Armen Europas zugute kommen. Die für die Vermarktung zuständige Genossenschaft für Schlachtvieh- und Fleischversorgung (GSF) in Bern wird mehrere hundert Tonnen Rindfleisch Schweizer Hilfswerken zur Verfügung stellen, wie die Neue Zürcher Zeitung am Wochenende ihren Lesern mitteilte.

Josef Burri, Sprecher der GSF, bestätigte, daß es sich dabei um eine Menge von 500 bis 600 Tonnen angeblich „hochwertigen Corned-Beefs“ handele. Die milde Gabe soll unter anderem von der Caritas Schweiz, dem Hilfswerk der evangelischen Kirche und der Winterhilfe verteilt werden.

Burri erklärte, das Fleisch stamme nicht aus Herden, in denen Fälle von BSE aufgetreten sind. Seit geraumer Zeit bestünden Absatzprobleme für Rindfleisch aus Schweizer Produktion, so Burri weiter. Mit der Folge, daß die Schweizer mittlerweile auf Rindfleischbeständen von rund 5.000 Tonnen sitzen. Zahlreiche Länder, darunter Deutschland, haben einen Importstopp von Rindfleisch und Rindern aus der Schweiz verhängt. Aber auch die Schweizer Verbraucher seien verunsichert. Die Caritas und das Hilfswerk der evangelischen Kirche bestätigten, daß sie sich an der Corned-beef- Aktion des Bundesrates beteiligten. Caritas-Sprecherin Hildegard Jutz sagte, daß „die Konserven im In- und Ausland verteilt werden“. In der Schweiz sollen die Konserven über die „Carisatt-Läden“ vertrieben werden. Der Rest geht ins Ausland, vor allem in die Staaten des ehemaligen Jugoslawiens und Albanien. Nach Angaben des Hilfswerks wird das Fleisch kostenlos abgegeben. Um den Transport der Ware kümmere sich die Schweizer Regierung. Die Hilfswerke selbst können nicht garantieren, daß das Rindfleisch aus BSE-freien Beständen stammt. Hildegard Jutz: „Da müssen wir dem Bundesamt (für Veterinärwesen, Red.) vertrauen.“

Mit dem Vertrauen in Zeiten von BSE ist es so eine Sache. In Deutschland jedenfalls hat der Bundesminister für Gesundheit, Horst Seehofer, angeordnet, daß alle Importrinder aus der Schweiz und Großbritannien getötet werden müssen. Davon betroffen sind nicht nur die eingeführten Tiere, sondern auch die hier geborenen Kälber. Während die Eidgenossen mit ihrem Rindfleisch Bosnier, Kroaten und Albaner beglücken wollen, warten zwischen Flensburg und Freiburg derzeit 20.000 Tiere auf den Abdecker. Hilmar Höhn

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