: Radikal unterwandert
■ Hafenkrankenhaus: CDU sympathisiert mit Besetzung und fordert Neubau
Die BesetzerInnen des Hafenkrankenhauses dürfen auch die Hamburger CDU-Fraktion zu ihrem Sympathisanten-Kreis zählen. „Wenn es gewaltfrei bleibt und das Nachdenken befördert“, gestand gestern der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Sieghard-Carsten Kampf, sei die Besetzung zwar ungesetzlich, aber nicht verwerflich.
Daß die Gesundheitsbehörde das Alternativkonzept der Initiative Ein Stadtteil steht auf als „Gemischtwarenladen“ bezeichnete und ablehnte, sei eine „perverse Abwertung“. Er halte es auch für „falsch, daß nur über das Hafenkrankenhaus eingespart werden könnte“. Drum hat Kampf, Chefarzt im Marienkrankenhaus, selbst fleißig überlegt und nachgerechnet: Die einfachste Lösung wäre, das Hafenkrankenhaus mit 160 Betten (derzeit 203) als Außenstelle des AK Altona zu führen und so bei den „patientenfernen“ Bereichen wie Verwaltung einzusparen.
Doch richtig kühn wird Kampf bei seiner Idee, das Hafenkrankenhaus zu vergrößern statt zu verkleinern. „Ein richtiges, vollwertiges, ordentliches Krankenhaus“ mit 600 Betten könne auf dem Klinikgelände entstehen. Der Neubau soll mit den Geldern finanziert werden, die normalerweise für die maroden Gebäude etwa des Krankenhauses Eilbek (700 Betten) oder des AK Barmbek (1000 Betten) ausgegeben werden müßte. Dort könnten Teilschließungen zugunsten des Hafenkrankenhauses verkraftet werden; die Gegend sei medizinisch „überversorgt“. Angst vor Protesten der in Eilbek und Barmbek Betroffenen hat Kampf nicht: „Einen Aufschrei wird es überall geben.“
Außerdem will Kampf den Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK), der die städtischen Kliniken mit über 15.000 Beschäftigten verwaltet, abschaffen. Der kostengünstige „zentrale Einkauf“ könnte auch durch einen lockeren Zusammenschluß selbständiger Krankenhäuser organisiert werden.
Heute diskutiert die Bürgerschaft in der Aktuellen Stunde um 15 Uhr das von der GAL angemeldete Thema „Viva St. Pauli!“ Denn wie es weitergeht, wenn am Freitag die letzten Patienten entlassen werden, ist offen. Silke Mertins
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