: Wenn der Postmann sechsmal klingelt
■ 16.000 Postler demonstrieren für das Briefmonopol. Vorstand will nach der Privatisierung der Post AG angeblich Briefe nur noch fünf Tage die Woche zustellen
Bonn/Berlin (AP/taz) – Wenn der Postmann weiter sechs Tage die Woche Briefe austrägt, wird das der Deutschen Post AG zu teuer. Der Vorstand der gelben Post hat ausgerechnet, daß er 500 Millionen Mark im Jahr sparen könnte, wenn die Briefträger nur von Montag bis Freitag austragen. In einem Brief hat der Postvorstand Postminister Wolfgang Bötsch (CDU) weitere Einsparungen vorgeschlagen. Hierbei handele es sich angeblich nur um Argumentationshilfen für das neue Postgesetz.
Dieses beraten am Dienstag die Koalitionsparteien. Das Gesetz wird die Monopolstellung der Post für Briefe aufheben. Päckchen und Pakete dürfen seit langem auch private Unternehmen transportieren. Das Briefmonopol wurde erstmals im Januar 1994 gelockert. Privatfirmen dürfen seitdem Briefe befördern, wenn sie dafür mindestens zehn Mark berechnen. Im neuen Postgesetz soll nun das Ende des restlichen Monopols geregelt werden. Die FDP will es eng fassen und vor 2002 beenden. Die liberalisierte Post soll bis zur Jahrtausendwende für einen Gang an die Börse fit gemacht werden.
In dem Schreiben fordert der Vorstand allerdings, daß bis 2002 die Post ihr Monopol für Briefe bis 350 Gramm behält. Mit den Einnahmen aus den Briefmarken könnten die drei Milliarden Mark jährlich für Pensionen aufgebracht werden. Außerdem müsse es der Post erlaubt sein, Filialen zu schließen und Kosten zu sparen.
Ein Sprecher der Post dementierte dies gestern. Die Post habe mit dem Schreiben vielmehr dem Finanz- und Wirtschaftsminister ihre Kostenbelastung deutlich machen wollen. 18.000 PostlerInnen haben gestern vorsorglich gestreikt. In 80 Briefzentren haben sie bundesweit gegen die Postpolitik der Regierung protestiert. Für Montag hat die Gewerkschaft zu einer Demonstration in Bonn aufgerufen. Sie fordert den Erhalt des Briefmonopols.
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