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Gewehre, siegreich vergammelt

■ „Tupamaros“, ein romatischer, aber nicht romantisierender Film über die uruguayische Stadtguerilla im Panorama

„Tupamaros“ ist ein Dokumentarfilm über Personen, die linke Geschichte gemacht haben. Er zeigt einige von denen, die 1963 mit einem Waffenklau beim Schweizer Schützenverein in Uruguays Hauptstadt Montevideo eine der bekanntesten Stadtguerillas der Welt begründeten: die uruguayischen MLN-Tupamaros.

Da ist Pepe Mujica, Jahrgang 1935. Er fährt Motorrad, saß seit der Zerschlagung der Tupamaros 1972 bis zum Ende der Militärdiktatur 1985 in Haft, ist heute der einzige Parlamentsabgeordnete der Tupamaros und züchtet Blumen. Warum Blumen und nicht Rinder? „Blumen laufen nicht weg, wenn wir wegmüssen,“ sagt er, und seine Lebensgefährtin Lucia Topolansky, Tupamara, ebenfalls 13 Jahre Haft, pflichtet ihm bei.

Da ist Eleuterio Fernandez Huidobro, genannt el ato, der mit der platten Nase, der einmal Boxer war und 1963 mit 21 Jahren das jüngste Gründungsmitglied der Tupamaros. Er zeigt einen Beutel vergammelter Gewehre. „Diese Waffen sind nie abgegeben worden,“ grinst er und packt den Schrott wieder ein. Siege.

Szenen in Montevideo. Schnittstellen. Pepe und el ato besuchen ein Einkaufszentrum. Sie erinnern sich, daß dort, wo heute der Jeans- Laden ist, die Zellen waren, und jetzt merkt der Zuschauer, daß das Shopping-Center früher der Knast „Punta Carretas“ war, aus dem 1971 über 100 politische Gefangene durch einen Tunnel flohen. „Der Kapitalismus ist wunderbar,“ sagt el ato. Und sie treten ein.

„Tupamaros“ ist ein schöner Film geworden, ein romantischer Film, kein romantisierender. Wenn Pepe Mujica im Dienstwagen sitzt, im offenen Hemd und Jeans, und erzählt, daß es irgendwann gelingen wird, alle Krawatten aus den tropischen Ländern zu verbannen, und die Kamera schwenkt, und der Chauffeur schwitzt — mit Krawatte. Wenn el ato im nationalen Fußballstadion sein früheres Fußballidol trifft, dessen selbstgezeichnetes Bild er in der Haft für ein Würstchen an die Wärter verkaufen konnte.

In Zwischensequenzen wird zu Schwarz-Weiß-Bildern Geschichte Uruguays erzählt, zu schnell und zu kurz. Aber das macht nichts. Es sind die Personen, um die es geht, um ihren Versuch, sich treu zu bleiben. „Tupamaro sein ist ein Gefühl“, sagt el ato. „Wir haben viele Fehler gemacht, weil wir viel gelebt haben,“ sagt Pepe. Bernd Pickert

Tupamaros“. D/CH/Urug. 1996, 95 Min. Regie: Rainer Hoffmann und Heidi Specogna. Heute: 18.15 Uhr Atelier am Zoo; 18.2., 13.30 Uhr und 19.2., 11 Uhr: Filmpalast

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