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Ladenhüter aus deutschen Landen

■ Flaute für Umwelttechnik-Branche. In Berlin beginnt heute die Utech 97

Berlin (taz) – Heute startet in Berlin die bundesweit größte Umwelttechnologie-Veranstaltung, die Utech 97. Wie alljährlich werden auch diesmal Rekorde vermeldet – bei der Anzahl der Tagungen wie der Tagungsteilnehmer. Zu 58 Tagungen werden mehr als 5.000 Teilnehmer erwartet. Diesjähriger Schwerpunkt sind Abfallthemen: Anläßlich des im Oktober vergangenen Jahres in Kraft getretenen Kreislaufwirtschaftgesetzes wird Fragen des Wertstoffrecyclings und der Abfallvermeidung viel Platz eingeräumt.

Negativrekorde muß dagegen inzwischen die Umwelttechnologie-Branche in der Inlands- und Auslandsnachfrage verzeichnen. Statt Boom dominiert Flaute das Geschäft mit bundesdeutscher Umwelttechnik. Zu sehr haben sich nach Ansicht des Tübinger Umweltmarktforschers Helmut Kaiser die einschlägigen Unternehmen in den letzten Jahren auf den Binnenmarkt gestützt. Zudem hätten die bundesdeutschen Anbieter die regenerativen Energien weitgehend verschlafen.

Allein die Inlandsaufträge für nachsorgende Abfallbehandlungsanlagen ging von 1 Milliarde (1994) auf 1995 650 Millionen und ein Jahr später auf 420 Millionen Mark zurück. Vergleichbar entwickelte sich die Binnennachfrage für Luftreinhalte- und Abwassertechnik. Das Auftragsvolumen ging zwischen 1994 und 96 um rund die Hälfte zurück.

Wolfgang Kühnel, Sprecher der Koordinierungsstelle Umwelttechnik und Marketing beim Verband des Deutschen Maschinenbau- und Anlagenbaus, weist den Vorwurf, bundesdeutsche Anbieter hätten den Einstieg in die Exportwirtschaft verschlafen, zurück. „Die Großanlagen-Industrie holt jährlich Aufträge im Wert von 30 Milliarden Mark rein“, sagte er gegenüber der taz. Seine Erklärung für die mangelnde Nachfrage nach bundesdeutscher Umwelttechnik: In vielen Ländern sei die Umweltgesetzgebung unzureichend bzw. der Vollzug von Umweltregelungen ausgesetzt, so daß keine Notwendigkeit für den Kauf teurer Umwelttechnik bestehe.

„Wenn Anlagen des nachsorgenden Umweltschutzes ein Exportschlager werden sollen“, so Kühnel, „dann muß dafür politisch etwas getan werden.“ Auf dieser Ebene macht er jedoch erhebliche Schwierigkeiten aus: „Gerade die unzureichenden Umweltschutzbestimmungen in den ärmeren Ländern sind ein komparativer Kostenvorteil für ihre Produktion.“ Einzig möglicher Ansatzpunkt für die Verbesserung des Absatzes von Umwelttechnik im Ausland sei es, auf internationalem Parkett die „gemeinsame Verantwortung für die Umwelt“ zu betonen. Sehr hoffnungsvoll ist Kühnel jedoch nicht. So gebe es beispielsweise einen schwunghaften Handel mit FCKW, das in China produziert werde, obwohl das Montrealer Protokoll weltweit einen sukzessiven Ausstieg aus Produktion und Verwendung dieses Klimagases vorsah. „Mit der FCKW-Produktion läßt sich schlicht Geld verdienen – und das wird sich China nicht verbieten lassen“, so Kühnel.

Die Berliner Utech wird nur einen kleinen Beitrag zur Behebung der Exportschwäche bundesdeutscher Umwelttechnik leisten können. Schließlich richtet sich diese Veranstaltung vor allem auf den Binnenmarkt. Aber auch dem kann ein kräftiger Pusch nicht schaden, und da mögen Tagungen und begleitende Ausstellungen ihren Stellenwert haben. gg

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