piwik no script img

Die guten Freunde des 1. FC Union

■ Finanzstaatssekretär Peter Kurth (CDU) sagte vor Untersuchungsausschuß zu Grundstücksdeal aus

Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß zu den Grundstücksgeschäften um den Sportpark Wuhletal wurden gestern der Finanzstaatssekretär Peter Kurth (CDU) und Senatsrat Hans-Joachim Legermann (CDU) als Zeugen gehört. Der Ausschuß soll klären, wie es zu einem Erbbaupachtvertrag mit einem Investor kam, der das Grundstück mit 12 Millionen Mark belastete. Der Senat hatte dem Deal, den Fußball-Regionalligisten 1. FC Union so zu entschulden, damals zugestimmt. Außerdem verpflichtete sich die Landesregierung, für die zwölf Millionen geradezustehen, falls das Investitionsvorhaben bis zum 31. Januar 1997 nicht zustandekommt. Dieser Fall ist inzwischen eingetreten.

Im Ausschuß kam gestern zur Sprache, daß der Präsident des 1. FC Union, Horst Kahstein, im Dezember 1994 als sogenannter „vollmachtsloser Vertreter“ der Senatsverwaltung für Finanzen mit dem Investor Albrecht eine Vereinbarung abgeschlossen hatte, wonach das Grundstück an der Wuhlheide 270 noch vor der Vergabe des Erbpachtvertrags mit zehn Millionen Mark belastet werden sollte. Staatssekretär Kurth verneinte gestern die Frage der bündnisgrünen Abgeordneten Michaele Schreyer, ob er davon gewußt habe. Er sei erstmals im Januar 1995 mit dem Erbpachtvertrag befaßt gewesen.

Die Merkwürdigkeit, wie Unions-Präsident Kahstein mit dem Investor eine Absprache traf, die später auch zustande kam, ist nur vor dem Hintergrund persönlicher Verflechtungen zu erklären. Nach Berichten des Kurier sind Legermann, der bei der Finanzverwaltung für Grundstücksgeschäfte zuständig ist, und Unions-Präsident Kahstein seit Jahren eng befreundet. 1994 gründete Legermann mit dem gebürtigen Litauer Kahstein die „Deutsch-Litauische Gesellschaft“. Die Gesellschaft bewarb sich um die Übernahme des Stadtgutes Stolpe. Zuständig für die Vergabe: Senatsrat Legermann. Wie Staatssekretär Kurth gestern ausführte, verhandle die Finanzverwaltung derzeit mit mehreren Interessenten. Die Deutsch-Litauische Gesellschaft gehöre aber nicht dazu.

Legermann und Kahstein waren laut Kurier bereits 1991 gemeinsam nach Litauen gereist. Im Sommer 1994 verbrachten sie im spanischen Nobel-Badeort Marbella gemeinsam den Urlaub. Legermann versichert, alles selbst bezahlt zu haben. Beide bestreiten, daß ihre engen Beziehungen bei dem Grundstücksdeal eine Rolle gespielt haben. Bei Redaktionsschluß hatte die Anhörung von Legermann gerade erst begonnen.

Der 1. FC Union hat gestern entgegen der vorigen Ankündigung von Präsident Kahstein keinen Konkursantrag gestellt. Statt dessen verhandelte der Vereinschef mit neuen möglichen Geldgebern. Dorothee Winden

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen