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Unterm Strich

Alexander Brener muß ins Gefängnis. Der 39jährige russische Konzeptkünstler hatte am 4. Januar im Stedelijk-Museum Amsterdam ein Attentat auf Kasimir Malewitschs Bild „Suprematismus“ verübt. Am Mittwoch erging nun das Urteil: Zehn Monate Haft, davon fünf auf Bewährung, und zusätzlich ein Schadensersatz von 15.000 Gulden (ca. 13.500 Mark) für die entstandenen Restaurierungskosten. Brener übersprühte das weiße Kreuz auf hellgrauem Grund mit einem grünen Dollar-Zeichen. Das Graffito wurde von Konservatoren zwar sofort wieder entfernt, aber mikroskopisch feine grüne Farbreste werden zurückbleiben. Brener hält das Urteil für völlig unbegründet: Für ihn zielt die Aktion auf eine Verschmelzung zweier Positionen ab. Während Malewitschs Bild die Idee von der Reinheit der Kunst verkörpere, hätte der Markt diese Idee letztlich auf Ware reduziert. Dessen einzig gültige Ikone, so Brener, habe ihn bei seiner Aktion inspiriert. Dadurch sei ein „Doppel-Kunstwerk“ entstanden, weshalb auch Breners Anwälte gegen die Entfernung des Graffito klagen wollen. Vor allem wirkt das Attentat, das mit Gewalt doch nur ein Abarbeiten an der Kunstgeschichte meint, ein wenig hilflos – oder wollen die Russen ihren Historismus zurück?

Den Wiener Philharmonikern droht von 1998 an ein Hausverbot in der New Yorker Carnegie Hall, sollte nicht bald Schluß sein mit dem Männerverein und endlich auch Frauen ins Orchester aufgenommen werden. Das berichtet das Wiener Wochenmagazin News in seiner gestern erschienenen Ausgabe. Zitiert wird dort eine Sprecherin der Carnegie Hall, die mit rückläufigen Kartenverkäufen aufgrund der starrköpfigen Haltung der Harmoniker argumentierte. Gestern gab es bei selbigen wieder eine Vollversammlung, dessen Ergebnis allerdings noch nicht vorliegt. Man weiß ja nicht mal, worüber diskutiert werden sollte.

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